Aktuelle sportliche Situation bei den Größten der Welt

Oct 17, 2022 - 7:43 PM hours
Ich habe schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken gespielt, einen solchen Thread zu eröffnen. Und angesichts der aktuellen Lage ist heute eine gute Gelegenheit dazu, dieses Vorhaben nach vorheriger Rücksprache mit unserem geschätzten Paten @becks_fan93 in die Tat umzusetzen.

In diesem – Saison- und wettbewerbsübergreifenden – Thread, könnt Ihr ab sofort Eure Einschätzungen zur aktuellen sportlichen Situation, losgelöst von den konkreten Spieler-/Taktik-/Transfer-/Spieltagsthreads, in einem größeren Zusammenhang abgeben.

Viel Spaß beim Diskutieren!

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TSV 1860 München: DM: 1966
Pokalsieger: 1942,1964,1996 (HP), 2020 (LP)
1. FC Magdeburg: EP-Sieger: 08. Mai 1974
DDR-Meister: 1972,1974,1975
Pokalsieger: 7x, LP-Sieger: 11x, Drittligameister: 2018, 2022
Ich mache dann auch gleich mal den Anfang.

Jedem der den 1. FC Magdeburg in seinem Herzen trägt, liegt der bisherige Saisonverlauf schwer im Magen. Mittlerweile haben wir bereits mehr als ein Drittel der Spielzeit hinter uns gebracht und mit einem Blick auf die Tabelle ist die Euphorie über den erneuten Aufstieg in die 2. Bundesliga schon lange verflogen und dafür Ernüchterung, sowie Angst vor einem Abstieg beim blau-weißen Anhang eingekehrt. Da es in dieser Saison nur noch um das nackte Überleben in der Liga gehen kann, möchte ich meinen Fokus auf die zweite Tabellenhälfte der Liga werfen:

10. SSV Jahn Regensburg 15 Punkte, 12:17 Tore (-5)
11. Eintracht Braunschweig 15 Punkte, 15:21 Tore (-6)
12. FC St. Pauli 14 Punkte, 18:17 Tore (+1)
13. FC Hansa Rostock 14 Punkte, 12:19 Tore (-7)
14. 1. FC Nürnberg 13 Punkte, 12:21 Tore (-9)
15. SV Sandhausen 12 Punkte, 12:17 Tore (-5)
16. SpVgg Greuther Fürth 10 Punkte, 17:22 Tore (-5)
17. 1. FC Magdeburg 10 Punkte, 13:25 Tore (-12)
18. Arminia Bielefeld 8 Punkte, 14:23 Tore (-9)

Mit bisher 13 erzielten Treffern (1,08 pro Partie), liegt der FCM auf dem 14. Platz im ligaweiten Vergleich. Ligaprimus ist hier der Tabellenzweite SC Paderborn 07 mit 32 Toren (2,67). Mit 25 Gegentoren (2,08 pro Spiel), stellt der Club allerdings – noch vor dem Schlusslicht Bielefeld und Holstein Kiel (jeweils 23) - die schlechteste Defensive der 2. Bundesliga. Das man auch noch die schlechteste Tordifferenz aller 18 Teams vorzuweisen hat, ist ein weiterer, nicht zu unterschätzender Nachteil. Dabei muss ich nämlich immer sofort an die 3. Liga-Saison 2018/19 denken, als Energie Cottbus mit 45 Punkten nur wegen der um einen Treffer schlechteren Tordifferenz als Eintracht Braunschweig den bitteren Gang in die RL Nordost antreten musste und dort bis heute feststeckt.

In der letzten Saison 2021/22 sah es in der 2. Bundesliga zum gleichen Zeitpunkt wie folgt aus:

10. SV Werder Bremen 16 Punkte, 17:18 Tore (-1)
11. Fortuna Düsseldorf 15 Punkte, 18:19 (-1)
12. FC Hansa Rostock 14 Punkte, 13:20 Tore (-7)
13. Dynamo Dresden 13 Punkte, 13:16 Tore (-3)
14. Hannover 96 12 Punkte, 9:17 Tore (-8)
15. SV Sandhausen 12 Punkte, 12:23 Tore (-11)
16. Holstein Kiel 11 Punkte, 12:22 Tore (-10)
17. FC Erzgebirge Aue 8 Punkte, 9:19 Tore (-10)
18. FC Ingolstadt 04 5 Punkte, 7:28 Tore (-21)

Am Ende der Spielzeit stiegen dann Ingolstadt (21), Aue (26) sowie Dynamo Dresden mit 32 Punkten (als Verlierer der Relegationsspiele gegen den 1. FC Kaiserslautern) ab. Den ersten Platz auf dem rettenden Ufer, belegte der SSV Jahn Regensburg mit 40 Zählern. Die Oberpfälzer standen nach dem 12. Spieltag noch mit 25 Punkten auf Rang 2. Das zeigt, dass natürlich auch in der aktuellen Spielzeit noch eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte bis zum Saisonende einen Absturz erleben kann.

Was mich jetzt noch interessiert hat, war die Tabelle in der ersten Zweitligasaison des 1. FC Magdeburg 2018/19 nach dem 12. Spieltag:

10. SC Paderborn 07 17 Punkte, 22:20 Tore (+2)
11. Holstein Kiel 17 Punkte, 17:17 Tore (0)
13. FC Erzgebirge Aue 14 Punkte, 12:15 Tore (-3)
14. Arminia Bielefeld 12 Punkte, 15:20 Tore (-5)
15. 1. FC Magdeburg 9 Punkte, 14:21 Tore (-7)
16. SV Sandhausen 9 Punkte, 13:20 Tore (-7)
17. MSV Duisburg 9 Punkte, 12:20 Tore (-8)
18. FC Ingolstadt 04 7 Punkte, 12:26 Tore (-14)

Nach 34 Spieltagen mussten der MSV Duisburg mit 28, der Club mit 31, sowie der FC Ingolstadt 04 mit 35 Punkten (als Verlierer der Relegationsspiele gegen den SV Wehen Wiesbaden) absteigen. Auf Rang 15 landete seinerzeit der SV Sandhausen (38 Zähler).

Mit einem Blick auf diese Zahlen bleibt festzuhalten: Noch ist nicht aller Tage Abend für den 1. FC Magdeburg. Klar ist aber auch: Mit dem aktuellen Punkteschnitt von 0,83 pro Begegnung käme man hochgerechnet am Ende der Saison nur auf 28 Zähler und würde wohl mit sehr großer Wahrscheinlichkeit direkt absteigen.

Wie schnell sich aber der Wind in der 2. Bundesliga drehen kann, zeigt die Entwicklung bei den Elbestädtern in den letzten Wochen. Nach der 3:1 Auswärtsniederlage am 9. Spieltag gegen den FC Hansa Rostock, lag man mit 7 Punkten auf dem letzten Platz. Danach folgte der 1:0 Heimsieg über Jahn Regensburg, welcher die Mannschaft bis auf den 13. Rang katapultierte. Was dann allerdings ist den beiden darauffolgenden Partien geschehen ist, lässt mich immer noch ziemlich ratlos zurück. Denn nach dem Erfolg über die Oberpfälzer hatte ich eigentlich gedacht, dass man mit diesem Erfolg im Rücken auch gegen Sandhausen und Braunschweig eine gute Figur machen würde. Vom Gefühl her hab’ ich da mit drei oder vier Punkten gerechnet. Und selbst mit zwei Unentschieden würde man jetzt in der Tabelle mit 12 Punkten zumindest auf dem 15. Platz stehen.

Aber die Realität ist leider eine andere und mit einem Blick auf die nächsten zwei Spiele gegen den Tabellendritten Hamburger SV (A) sowie den Viertplatzierten 1. FC Heidenheim (H), droht dem Club sogar der Absturz auf den letzten Platz. Danach wartet mit dem 1. FC Nürnberg (A) eine Mannschaft, die bereits einen Trainerwechsel hinter sich hat. Und ich befürchte, dass der FCN mit Markus Weinzierl bis dahin schon wieder wesentlich besser unterwegs ist, als in den zurückliegenden Wochen. Anschliessend kommt dann noch der aktuelle Tabellenführer Darmstadt 98 in das HKS, ehe die Elbestädter am letzten Spieltag der Vorrunde bei Arminia Bielefeld antreten müssen. Bis zur vorgezogenen Winterpause wegen der WM in Katar ist das ein absolutes Hammerprogramm. Dementsprechend sehe ich den nächsten Wochen auch mit einem unguten Gefühl entgegen.

Bekanntlich bin ich ja sein sehr großer Fan von Christian Titz. Das betrifft sowohl seine Arbeit als Trainer, wie auch sein Engangement abseits des Fußball. Als der 1. FC Magdeburg in der letzten Saison mit sehenswerten Offensiv-Fußball von Sieg zu Sieg geeilt ist, hab’ ich ihn und die Mannschaft dafür abgefeiert. Und im Gegensatz zu dem ein oder anderen User hier der schon vor der Saison den warnenden Zeigefinger gehoben und auf einen evtl. zu schwach besetzten Kader hingewiesen hat war ich auch der festen Überzeugung, dass man das angestrebte Ziel einer „Sorgenfreien Saison“ erreichen würde. Mittlerweile hat mich allerdings die knallharte Realität eingeholt. Und in so einer Situation muss man zum Wohle des Vereines alles und jeden hinterfragen. Auch den Trainer. Allerdings mussten wir alle 2018/19 nach der Entlassung des beliebten Aufstiegstrainers Jens Härtel nach einer unglücklichen 2:3 Heimniederlage gegen Jahn Regensburg am 13. Spieltag die schmerzhafte Erfahrung machen, dass ein Wechsel keine Garantie für den Klassenerhalt ist. Denn auch der kurz darauf vorgestellte Michael Oenning konnte den Club damals nicht retten. Und es gibt nicht wenige Fans (mich eingeschlossen) die der Meinung sind, dass der FCM mit Härtel noch die Kurve gekriegt hätte. Am Beispiel von Eintracht Braunschweig kann man zur Zeit sehen dass es sich auch lohnen kann, dem Trainer in einer Krisensituation weiterhin das Vertrauen zu schenken. Unser Mitaufsteiger hatte nach den ersten sechs Spielen nur einen einzigen Punkt. Dennoch hat EBS an Michael Schiele festgehalten. Und aus den letzten sechs Begegnungen hat die Mannschaft nun satte 14 Punkte (2,33 pro Spiel) geholt. Auf der anderen Seite gab es in der Vergangenheit genügend Fälle, wo ein neuer Trainer eine Mannschaft vor dem Abstieg gerettet hat. Aus diesem Grund hat am Wochenende bekanntlich auch die SpVgg Greuther Fürth die Reissleine gezogen und Coach Marc Schneider entlassen.

Bis zur Winterpause stehen noch fünf Partien auf dem Programm. Die letze davon am 13.11.2022. Die Rückrunde beginnt dann erst wieder am 29.01.2023. Von daher würde ich persönlich bis auf weiteres noch auf Christian Titz setzen. Vielleicht liegen uns ja die nächsten beiden Gegner Hamburg und Heidenheim die ebenfalls offensiv spielen werden besser, als zuletzt die Abwehrspezialisten aus Sandhausen und Braunschweig. Wenn überhaupt, dann würde sich aufgrund der langen Unterbrechung nach der Vorrunde, ein Trainerwechsel im Winter anbieten. Allerdings könnte es dann auch schon zu spät sein. Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Lage ist verzwickt. Und da ist guter Rat teuer. Ich möchte zur Zeit nicht in der Haut der Verantwortlichen beim FCM stecken.

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This contribution was last edited by ScottishLion on Oct 17, 2022 at 8:02 PM hours
Zunächst einmal begrüße auch ich diesen neuen Thread. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange über negative sportliche Entwicklungen sprechen.

Ich finde es gut, dass @FairPlay65 die Vorbereitungsspiele angesprochen hat, denn einige der darin offengelegten Probleme begleiten uns noch immer. Die Abgänge von Obermair und Tobias Müller haben uns enorm geschwächt, wobei die Abwehr auch in der Aufstiegssaison teilweise ziemlich anfällig war. Es hat die späten Transfers von Bockhorn und Piccini gebraucht, um einigermaßen adäquaten Ersatz zu finden. Doch aufgrund von Verletzungen fehlt die personelle Konstanz und damit die Eingespieltheit. Trotz der mittlerweile verringerten Anzahl an Gegentoren sind wir immer noch einfach auszuhebeln über die hoch stehenden AV und die fehlende Zweikampfstärke im Mittelfeld. Zudem wird El Hankouri weiterhin als AV eingesetzt, obwohl er keine Fortschritte im Abwehrverhalten macht. Da würde ich mir mal die Umstellung auf eine Dreierkette wünschen, damit wir hinten mehr Breite abdecken und die AV besser abgesichert sind. Elfadli oder Rieckmann können mehr Körperlichkeit im Sechserraum einbringen. Es gibt Optionen für Stabilisierung im Kader, man muss sie nur nutzen.

Was die Harmlosigkeit vorne betrifft, fehlen Tiefenläufe, gewonnene Dribblings und Entschlossenheit im Abschluss. Im Regensburg-Spiel wurde vermehrt aus der Distanz geschossen, was ich lobenswert fand. Ansonsten kommen wir zu selten in den Strafraum. Flanken und Eingaben sind wenig brauchbar und in guten Schusspositionen wird unnötigerweise abgespielt, anstatt zu schießen. Hier kann man auch wieder über einzelne Personalien sprechen: Atik ist nach seiner Verletzung noch nicht in Form, Schuler tut sich schwer in der höheren Liga, Krempicki spielt oft, aber setzt wenige offensive Akzente, Ito mit geringer Erfolgsquote bei Dribblings.

Auch wenn die nächsten Gegner stärker sind, erwarte ich mir mehr Lösungen für die Offensive, denn darin liegt eigentlich die Kernkompetenz des Trainers. Ich denke, dass er bis zum Winter weiterarbeiten darf, aber wir brauchen dringend Ergebnisse. 5-6 Punkte sollten noch auf unser Konto wandern, damit wir in der Rückrunde nicht zu sehr unter Zugzwang sind.
This contribution was last edited by becks_fan93 on Oct 19, 2022 at 5:52 PM hours
Quelle: www.mdr.de
FCM-Trainer Titz reagiert auf Fan-Kritik: "Nicht unser Verschulden"

Nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen ist auch die Fanseele des 1. FC Magdeburg besorgt. Vor allem das Spielsystem von Christian Titz steht in der Kritik. Von seiner Spielidee will der FCM-Trainer aber nicht abweichen
Beim gestrigen Fanabend hat sich neben Titz auch Otmar Schork zur sportlichen Situation geäußert. Er sieht als Grund für die derzeitige Lage u.a. die suboptimale Vorbereitung mit vielen Verletzten. Ich bin froh, dass Otmar Schork in der Vergangenheit mit dem SV Sandhausen sehr viel Erfahrung im Abstiegskampf sammeln konnte und dabei letztlich immer erfolgreich war. Ich hoffe, der Club kann davon profitieren.

Mit einem Blick auf die Tabelle mag sich das vielleicht für den ein oder anderen komisch anhören aber ich bin mir absolut sicher, dass sich die Elbestädter - falls man diese Spielzeit die Klasse hält - dauerhaft in der 2. Bundesliga etablieren werden. Man wird es im nächsten Sommer dann auch leichter haben, mit den besseren finanziellen Möglichkeiten auf dem Transfermarkt nachzulegen. Denn eine glorreiche sportliche Vergangenheit alleine, bewegt heute kaum noch einen Top-Spieler zu einer Vertragsunterschrift. Da müssen schon auch die entsprechenden Gehälter bezahlt werden. Ein Abstieg dagegen, würde den FCM in seiner Entwicklung leider wieder einige Jahre zurückwerfen. Deshalb ist man ja auch - zu recht - als Fan besorgt.

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TSV 1860 München: DM: 1966
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1. FC Magdeburg: EP-Sieger: 08. Mai 1974
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This contribution was last edited by ScottishLion on Oct 20, 2022 at 4:24 PM hours
Ich möchte Titz seine Lernbereitschaft nicht absprechen und kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, über den eigenen Schatten zu springen und sein erfolgreiches Spielsystem zu hinterfragen. Allerdings muss man klar feststellen, dass in den vergangenen Wochen gegen die direkten Konkurrenten zu wenig gepunktet wurde, weil wir nicht gut genug auf- und eingestellt waren. Die Zweikampfschwäche im zentralen Mittelfeld sowie die Formschwäche von Krempicki waren über Wochen offensichtlich und trotzdem wurde nichts verändert. Erst gegen Braunschweig haben wir mit Elfadli einen körperlichen Sechser und mit Kwarteng einen offensivstarken Achter aufgeboten. El Hankouri wurde wiederholt als AV eingesetzt und seine Defizite im Abwehrverhalten wurden viel zu oft deutlich.

Neben all den Umständen, die man nicht selbst beeinflussen konnte (kurze Vorbereitung, Verletzungspech), gibt es genügend hausgemachte Probleme, die man nicht rechtzeitig zu den richtungsweisenden Spielen lösen konnte. Die Unausgewogenheit des Kaders, die mangelnden qualitativen Verstärkungen muss sich Schork ankreiden, der genügend Vorlauf hatte, um einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen.

Das erste Saisondrittel ist vorbei und selbst wenn wir in den folgenden Spielen Fortschritte machen sollten, stehen uns dort qualitativ ganz andere Kaliber gegenüber als in den Vorwochen. Mehr als 3-4 Punkte bis zur Winterpause wären aus meiner Sicht bereits eine positive Überraschung, sind aber zwingend notwendig, um keinen so großen Punktedruck in der Rückrunde zu haben. Je mehr Punkte wir holen, desto bessere Argumente hätten wir auch, um auf dem Transfermarkt noch einmal nachzulegen (z. B. eine Alternative für Schuler).
Zitat von becks_fan93
Ich möchte Titz seine Lernbereitschaft nicht absprechen und kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, über den eigenen Schatten zu springen und sein erfolgreiches Spielsystem zu hinterfragen. Allerdings muss man klar feststellen, dass in den vergangenen Wochen gegen die direkten Konkurrenten zu wenig gepunktet wurde, weil wir nicht gut genug auf- und eingestellt waren. Die Zweikampfschwäche im zentralen Mittelfeld sowie die Formschwäche von Krempicki waren über Wochen offensichtlich und trotzdem wurde nichts verändert. Erst gegen Braunschweig haben wir mit Elfadli einen körperlichen Sechser und mit Kwarteng einen offensivstarken Achter aufgeboten. El Hankouri wurde wiederholt als AV eingesetzt und seine Defizite im Abwehrverhalten wurden viel zu oft deutlich.

Da bin ich ganz auf deiner Linie. Im aktuellen Podcast "Neues vom Krügel-Platz" wurde u.a. angesprochen, dass sich bei Eintracht Braunschweig nach dem desolaten Saisonstart mit einem einzigen Punkt aus den ersten sechs Spielen, Michael Schiele mit seiner Mannschaft zusammengesetzt hat, um sich eine neue Strategie für die weiteren Partien zu überlegen. Und das hat ganz offensichtlich gefruchtet. Denn aus den darauffolgenden sechs Partien hat EBS 14 (!) und damit mehr Zähler als der Club in der gesamten bisherigen Saison geholt.

Zitat von becks_fan93
Neben all den Umständen, die man nicht selbst beeinflussen konnte (kurze Vorbereitung, Verletzungspech), gibt es genügend hausgemachte Probleme, die man nicht rechtzeitig zu den richtungsweisenden Spielen lösen konnte. Die Unausgewogenheit des Kaders, die mangelnden qualitativen Verstärkungen muss sich Schork ankreiden, der genügend Vorlauf hatte, um einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen.

Schork hat zwar in einem Interview mal erklärt dass es nicht so einfach sei, zweitligaerfahrene Spieler zu einem Zweitligaaufsteiger zu locken (da der Club in der ersten Saison noch nicht so hohe Gehälter bezahlen kann wie etablierte Zweitligisten), aber trotzdem ist er natürlich verantwortlich für die Kaderzusammenstellung.

Zitat von becks_fan93
Das erste Saisondrittel ist vorbei und selbst wenn wir in den folgenden Spielen Fortschritte machen sollten, stehen uns dort qualitativ ganz andere Kaliber gegenüber als in den Vorwochen. Mehr als 3-4 Punkte bis zur Winterpause wären aus meiner Sicht bereits eine positive Überraschung, sind aber zwingend notwendig, um keinen so großen Punktedruck in der Rückrunde zu haben. Je mehr Punkte wir holen, desto bessere Argumente hätten wir auch, um auf dem Transfermarkt noch einmal nachzulegen (z. B. eine Alternative für Schuler).

Du hast es weiter oben bereits angesprochen: Leider hat man die möglichen "Big Points" gegen Sandhausen und Braunschweig liegen gelassen und ist so ins Hintertreffen geraten. Und beim Blick auf die letzten fünf Gegner vor der Winterpause (HSV, Heidenheim, Nürnberg, Darmstadt und Bielefeld) wäre ich genauso wie du angenehme überrascht, wenn der Club noch mehr als 3-4 Punkte holen würde. Die Arminia ist zwar zur Zeit noch Tabellenletzter, aber bis zum 17. Spieltag kann noch viel passieren. Und obwohl die Bielefelder bereits nach dem 4. Spieltag einen Trainerwechsel vorgenommen haben würde es mich angesichts der weiter anhaltenden sportlichen Talfahrt nicht wundern, wenn man erneut auf dieser Position reagiert. Vorausgesetzt man kann es sich finanziell leisten, gleich zwei ehemalige Trainer auf der Payroll zu haben. Und wie sich die Mannschaft dann am 13.11.22 zu Hause gegen den Club präsentiert, bleibt abzuwarten.

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Zunächst möchte ich ein bisschen Abbitte leisten, denn mit den 4 Punkten aus den beiden Spielen gegen Hamburg und Heidenheim habe ich nicht gerechnet, so glücklich sie teilweise auch zustande gekommen sind. Titz hat seine Mannschaft vor allem gegen seinen Ex-Club hervorragend eingestellt und mit der Aufstellung von Elfadli eine gute Maßnahme getroffen, um die Lufthoheit zu verbessern. Gegen Heidenheim haben sich die Einwechslungen von Ito, Bittroff, Brünker und Ceka als wirkungsvoll erwiesen und gezeigt, dass wir doch eine gewisse Kaderbreite zu bieten haben.

Zitat von FairPlay65

Interessant fand ich die Aussage von Baris Atik im Interview nach dem Heidenheim-Spiel. Er merkte an, dass es genau beabsichtigt war, den Gegner hinten rein zu drücken und zu warten, bis sich eine Lücke auftut. Also ist das so oft kritisierte langsame Aufbauspiel mit den vielen Rück- und Querpässen in der Art zumindest teilweise sogar gewollt!?


Beim Heidenheim-Spiel war es zu erwarten, dass sich der Gegner in eine kompakte Deckung zurückzieht und dem FCM den Ball überlässt. Dagegen konnten wir uns gar nicht wehren. Ich finde trotzdem, dass es einige Momente gab, in denen wir das Spielfeld schneller überbrücken hätten können, anstatt dem Gegner durch behäbiges Ballgeschiebe die Zeit zu geben, um sich hinten einzunisten. Ich weiß nicht, ob es der Mannschaft am Mut oder an den nötigen Abläufen fehlt, um schneller nach vorne zu spielen. Denn eigentlich sollte es unser Ziel sein, den Gegner zu überraschen und nicht ständig auf eine gut sortierte Deckung zu treffen.

Bezüglich der Fernschüsse ist tatsächlich in den vergangenen Wochen zu sehen, dass wir vermehrt außerhalb des Strafraums zum Schuss ansetzen, gefühlt häufiger als zu Saisonbeginn. Allerdings lässt die Schussqualität häufig noch zu wünschen übrig. Hier ist weiteres Training gefragt. Überdies erhoffe ich mir, dass wir wieder mehr Wege in den Strafraum finden, denn dort ist die Trefferwahrscheinlichkeit deutlich höher. Neben flachen Pässen und tiefen Läufen hinter die Kette sollten auch Flanken ein Mittel der Wahl sein, wenn Schuler oder Brünker auf dem Platz sind. Beide werden zu wenig mit brauchbaren Flanken bedient, wenn sie im Spiel sind.

Weil unsere Lage zuvor ziemlich kritisch war, haben die vier unerwartete Punkte nicht allzu viel daran verändert. Wir müssen dranbleiben und weitere Punkte einfahren. Gegen Nürnberg und Bielefeld sollte zumindest nicht verloren werden. Jeder Dreier würde uns richtig gut tun. Ich bin gespannt, was geht und hoffe ebenfalls auf eine Ausbeute von 3-4 Punkten.
This contribution was last edited by becks_fan93 on Nov 2, 2022 at 4:41 PM hours
Unsere sportliche Situation hat sich nach den überraschenden 4 Punkten gegen die Spitzenteams HSV und Heidenheim verbessert, ist jedoch noch weit davon entfernt entspannt zu sein.
Bis zur Winterpause gilt es aus meiner Sicht weiterhin, den Anschluss an das untere Mittelfeld zu halten, um im kommenden Jahr aus einer möglichst komfortablen Situation mit verbessertem Kader angreifen zu können. Am Ende des Jahres 2022 erhoffe ich mir immernoch die 20 Punkte. Aber auch mit 17 Punkten hätten wir in der verkorksten Hinrunde noch gute Schadensbegrenzung betrieben.

Dem Nürnberg-Spiel kommt eine große Bedeutung zu. Wir spielen zum einen gegen einen direkten Konkurrenten und zum anderen spielen Rostock und Sandhausen sowie Braunschweig und Fürth gegeneinander. Bei einem Sieg gegen die Nürnberger haben wir somit nicht nur die Möglichkeit, einen direkten Konkurrenten zu überholen, sondern auch an andere Mannschaften heranzurücken bzw. sie etwas zu distanzieren.
Mit der heutigen bitteren 3:1 Auswärtsniederlage bei Arminia Bielefeld, ist die Vorrunde zu Ende gegangen. Und somit beginnt jetzt für den Club wie auch den Rest der 2. Bundesliga die - wegen der Skandal-WM in Katar besonders lange - Winterpause. Das nächste Pflichtspiel für den 1. FC Magdeburg steht erst wieder am Freitag, den 27.01.2023 auf dem Programm. Dann müssen die Elbestädter auswärts beim Deutschen Meister von 1933, Fortuna Düsseldorf antreten.

Der Frust nach den letzten beiden Spielen sitzt bei mir tief. Dennoch - denn das hatte ich mir schon vor längerem vorgenommen - möchte ich nach dem Abschluss der Hinrunde den Schweinwerfer auf die Sportliche Situation beim 1. FC Magdeburg richten.

Mit einem Blick auf die Tabelle nach dem 17. Spieltag, zeichnet sich für die Rückrunde eine "Zweiklassengesellschaft" ab. Die Mannschaften auf den Plätzen 1 (Darmstadt 98/36 Punkte) bis 8 (Holstein Kiel 25 Zähler), werden - wenn nicht noch ein Team in der Rückrunde einen ganz bösen Absturz erlebt - nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dahinter kann sich allerdings noch keine Mannschaft sicher fühlen:

09. FC Hansa Rostock 21 Punkte, 17:23 Tore (-6)
10. SpVgg Greuther Fürth 20 Punkte, 22:26 (-4)
11. 1. FC Nürnberg 19 Punkte, 16:25 (-9)
12. SSV Jahn Regensburg 19 Punkte, 20:30 (-10)
13. Karlsruher SC 18 Punkte, 26:30 (-4)
14. Eintracht Braunschweig 18 Punkte, 18:26 (-8)
15. FC St. Pauli 17 Punkte, 23:25 (-2)
16. DSC Arminia Bielefeld 17 Punkte, 23:28 (-5)
17. 1. FC Magdeburg 17 Punkte, 20:33 (-13)
18. SV Sandhausen 16 Punkte, 21:29 (-8)

Mit bisher 20 erzielten Treffern (1,18 pro Partie), liegt der FCM gemeinsam mit dem SSV Jahn Regensburg auf dem 14. Platz im ligaweiten Vergleich. Ligaprimus ist hier der Tabellensechste SC Paderborn 07 mit 35 Toren (2,06 pro Spiel). Großer Knackpunkt sind nach wie vor die schlechten Abwehrleistungen. Mit 33 Treffern (1,94 pro Begegnung) stellen die Elbestädter die schlechteste Defensive der Liga. Die Nummer 1 ist der Herbstmeister SV Darmstadt 98 mit 15 (0,88 pro Partie). Auch was die Tordifferenz (-13) betrifft, leuchtet beim FCM zur Zeit die "Rote Laterne" auf. Die gute Nachricht: So eng wie die Mannschaften im Tabellenkeller beieinander liegen gibt es noch keinen Grund, die Flinte bereits jetzt ins Korn zu werfen. Was mir allerdings wirklich große Sorgen bereitet ist, dass es immer wahrscheinlicher wird, dass am Ende die Tordifferenz über den Klassenerhalt entscheiden könnte. Und da ist man - auch im Vergleich zur Konkurrenz im Tabellenkeller- leider deutlich im Hintertreffen.

In der letzten Saison 2021/22 sah es in der 2. Bundesliga zum gleichen Zeitpunkt so aus:

11. SG Dynamo Dresden, 22 Punkte, 20:22 (-2)
12. Fortuna Düsseldorf, 20 Punkte, 23.24 (-1)
13. Hannover 96, 20 Punkte, 13:23 (-10)
14. FC Hansa Rostock, 19 Punkte, 19:29 (-10)
15. Holstein Kiel, 18 Punkte, 20:30 (-10)
16. FC Erzgebirge Aue, 14 Punkte, 14:27 (-13)
17. SV Sandhausen, 14 Punkte, 19:36 (-17)
18. FC Ingolstadt 04, 7 Punkte, 11:37 (-26)

Am Ende der Spielzeit stiegen dann Ingolstadt (21), Aue (26) sowie Dynamo Dresden mit 32 Punkten (als Verlierer der Relegationsspiele gegen den 1. FC Kaiserslautern) ab. Den ersten Platz auf dem rettenden Ufer, belegte der SSV Jahn Regensburg mit 40 Zählern. Die Oberpfälzer standen nach dem 17. Spieltag noch mit 28 Punkten auf Rang 5. Das zeigt, dass natürlich auch in der aktuellen Spielzeit noch eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte bis zum Saisonende einen Absturz erleben kann.

Was mich jetzt noch interessiert hat, war die Tabelle in der ersten Zweitligasaison des 1. FC Magdeburg 2018/19 nach dem 17. Spieltag:

11. SG Dynamo Dresden, 22 Punkte, 20:26 (-6)
12. FC Erzgebirge Aue, 19 Punkte, 22:23 (-1)
13. SV Darmstadt 98, 19 Punkte, 21:27 (-6)
14. DSC Arminia Bielefeld, 18 Punkte, 21:26 (-5)
15. MSV Duisburg, 13 Punkte, 15:30 (-15)
16. SV Sandhausen, 12 Punkte, 18:27 (-9)
17. 1. FC Magdeburg, 11 Punkte, 19:31 (-12)
18. FC Ingolstadt 04, 10 Punkte, 16:33 (-17)

Nach 34 Spieltagen mussten der MSV Duisburg mit 28, der Club mit 31, sowie der FC Ingolstadt 04 mit 35 Punkten (als Verlierer der Relegationsspiele gegen den SV Wehen Wiesbaden) absteigen. Auf Rang 15 landete seinerzeit der SV Sandhausen (38 Zähler).

Auch wenn es im Moment nur ein schwacher Trost ist: In der laufenden Saison hat der Club nach 17 Spielen mit 17 Punkten bereits 6 Zähler mehr auf dem Konto als in der Premierensaion. Und während 2018/19 bereits 7 Punkte auf Platz 14 fehlten, sind es aktuell nur 4 auf Rang 9.

Leider muss man nach der Vorrunde attestieren, dass das Ziel eine "sorgenfreie Saison" zu spielen, bereits jetzt zu den Akten gelegt werden muss. Der 1. FC Magdeburg wird nach meiner Einschätzung bis kurz vor Saisonende - wenn nicht sogar bis zum letzten Spieltag - um den Klassenerhalt kämpfen müssen. In der unteren Tabellenhälfte befinden sich dazu noch viele ambitionierte Mannschaften für die ein Abstieg eigentlich genauso ein "No-Go" ist, wie für den Club. Und dass der aktuell Tabellenletzte SV Sandhausen in den letzten Jahren in schöner Regelmässigkeit dem Abstiegsgespenst noch von der Schippe gesprungen ist weiß jeder, der diese Spielklasse seit dem Aufstieg des SVS ab der Saison 2012/13 verfolgt hat.

Es ist immer müssig darüber zu spekulieren was passiert wäre, wenn ein bestimmtes Ereignis nicht eingetroffen wäre. Aber trotzdem hadere ich immer noch mit dem Platzverweis von Cristiano Piccini am letzten Donnerstag bei der 0:1 Niederlage gegen Darmstadt 98. Dieser war heute sogar ein Thema bei Sport 1 im Doppelpass. Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass der Club die Partie am Ende verloren hat, sondern dass er wegen der Sperre gegen die Arminia im Defensivverbund sowie auch im Spiel nach vorne, an allen Ecken und Ende gefehlt hat. Ich halte nichts davon auf einzelne Spieler einzudreschen aber mit Piccini wäre das 1:0 für Bielefeld wohl so nicht gefallen. Und wer weiß, wie sich die Partie dann entwickelt hätte. Auf der anderen Seite waren heute bei der Arminia drei Spieler gesperrt. Und das 1:0 erzielte ausgerechnet ein gebürtiger Bielefelder, der nur deshalb in der Startelf stand. So kann es natürlich auch laufen.....

Die Winterpause ist lang und jetzt hat der Club die Möglichkeit, an den entsprechenden Stellschrauben zu drehen. Vielleicht kann man noch einmal personell nachlegen (Schork hat ja in der vorletzten Saison auch einen Baris Atik aus dem Hut gezaubert). Auch über den Trainer kann und darf man sich in so einer Situation natürlich Gedanken machen. Wobei ich persönlich nach wie vor nicht glaube, dass der FCM mit einem anderen Coach besser dastehen würde. Die Mannschaft hat das Titz-System verinnerlicht und jetzt einen Defensiv-Trainer (wie z.B. den gerade bei Hansa Rostock freigestellten Jens Härtel) zu holen, halte ich nicht für den richtigen Weg. Wahr ist aber auch, dass einzig und allein die Verantwortlichen beim FCM die entsprechenden Entscheidungen treffen müssen. Und ob diese "richtig" oder falsch waren, werden die Fans am Saisonende an nur einer einzigen Frage festmachen, nämlich den Klassenerhalt. Bleibt der Club in der 2. Bundesliga (egal mit welchem Coach), hat man alles richtig gemacht. Steigt man mit Titz oder irgend einen anderem Trainer ab, war alles falsch. Das hört sich eigentlich ganz einfach an. Ist es aber nicht.

Nachtrag:

Ganz abgesehen davon erscheint mir das Verhältnis zwischen Titz und der Mannschaft nach wie vor absolut intakt. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Jungs "gegen" ihren Trainer spielen. Die haben auch heute bis zuletzt wieder alles rausgehauen, was im Tank war. Auch von daher sollte man m.E. mit Titz weitermachen.

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TSV 1860 München: DM: 1966
Pokalsieger: 1942,1964,1996 (HP), 2020 (LP)
1. FC Magdeburg: EP-Sieger: 08. Mai 1974
DDR-Meister: 1972,1974,1975
Pokalsieger: 7x, LP-Sieger: 11x, Drittligameister: 2018, 2022

This contribution was last edited by ScottishLion on Nov 13, 2022 at 5:22 PM hours
Vielen Dank für deine Ausführungen und Anregungen, @ScottishLion

Ich versuche mich dann auch mal an einer Bestandsaufnahme aus meiner Sicht nach der Hinrunde. Es war mir relativ schnell klar, dass es keine sorgenfreie Saison wird. Auf dem Transfermarkt wurden zu viele Spieler geholt, bei denen absehbar war, dass der Schritt in die 2. Liga zu groß sein wird (Halbouni, Stappmann, Scienza). Überraschenderweise ist Elfadli der Schritt gelungen, was uns in der Schlussphase der Hinrunde geholfen hat. Zudem haben Neuzugänge enttäuscht oder sind nicht zum Zug gekommen, von denen ich mir mehr erwartet habe (Cacutalua, Beyaz, Lawrence).

Erst nach dem 7. Spieltag wurde qualitativ nachgelegt mit Piccini und Bockhorn. Durch diese Transfers und eine verbesserte defensive Ausrichtung haben wir die Gegentorflut eindämmen können. Um die Entwicklung genauer zu analysieren, habe ich mir mal die "expected goals" (xG) der einzelnen Spiele herausgesucht (Quelle: fotmob).

Spieltage 1-7
xG 7,5 : 18,67; tatsächliche Tore 9 : 18

Spieltage 8-18
xG 11,25 : 11,72; tats. Tore 11 : 15

Somit können wir festhalten, dass es Titz gelungen ist, die Abwehr zu festigen und konkurrenzfähig zu werden. Das Bielefeld-Spiel war ein Rückschlag, der sich mit 1,38 xG bei 3 Gegentoren auch in der Statistik ordentlich niedergeschlagen hat. Für die Eigentore gegen Braunschweig und Nürnberg wurden übrigens keine xG-Werte veranschlagt. Ansonsten war der Gegner in einigen Spielen einfach effizienter in der Chancenverwertung. Dazu kommen die individuellen Böcke, mit denen wir den Gegnern das Toreschießen ziemlich einfach gemacht haben.

Der Aufwärtstrend ab dem 8. Spieltag ist nicht zuletzt am Punkteschnitt abzulesen. 13 Punkte aus 10 Spielen bedeuten 1,3 Punkte pro Spiel. Setzen wir diesen Punkteschnitt in der zweiten Halbserie fort, würden wir 22 Punkte erreichen und mit insgesamt 39 Zählern wohl ziemlich sicher die Klasse halten. So weit, so gut.

Allerdings bereitet mir Sorge, dass viel an der Klasse von Piccini hängt. Zwei von drei Spielen, in denen er fehlte, haben wir verloren: Sandhausen und Bielefeld. Bei drei von vier Siegen hat er nicht nur mit guter Abwehrleistung geglänzt, sondern war mit seinen Torbeteiligungen ein entscheidender Faktor (Fürth, HSV und Nürnberg). Weder Bittroff, noch Lawrence haben sich als zuverlässige Alternativen erwiesen. Sechelmann fand nach den guten Auftritten gegen Karlsruhe und Kiel nicht mehr in die Startelf zurück. Cacutalua wurde durch Verletzungen zurückgeworfen und spielt seit Wochen nur noch bei der u23.

Offensiv fehlt es an Abschlussqualität, Durchsetzungsvermögen im 1 vs. 1 und an einem Mittelstürmer mit Zweitligaformat, der Gegenspieler durch seine Präsenz bindet, Bälle festmacht und hoch angespielt werden kann (Typ Boyd oder Ujah). Genauso wie Schuler gibt es einige andere Spieler, die Probleme haben, konstant gute Leistungen zu bringen. Diese Schwankungen sind ein Stück weit normal, wenn (mehrheitlich) junge Spieler auf einem höheren Niveau gefordert werden, aber nach einer Halbserie stellt sich die Frage, ob sie in der Lage sind, den nächsten Schritt zu gehen. Dass uns ein ähnlicher Glücksgriff wie vor zwei Jahren mit Atik gelingt, kann ich mir nicht vorstellen.

Im Hinblick auf die direkte Konkurrenz, bin ich der Meinung, dass Fürth, Nürnberg, St. Pauli und Bielefeld genügend Kaderqualität haben, um nicht bis zur Schlussphase der Saison unten drin zu stecken. Wie bereits gestern geschrieben, müssen wir uns gegen Sandhausen, Braunschweig, Regensburg, eventuell noch KSC und Rostock behaupten und möglichst viele direkte Duelle für uns entscheiden. Die Ausgangslage ist besser als in unserer letzten Zweitligasaison, aber es dürfte noch ein langer und steiniger Weg zum Saisonziel direkter Klassenerhalt (Platz 15) werden.
Sehr schöne und lesenswerte Beiträge von euch, vielen Dank dafür! daumen-hoch

Auch wenn wir uns aus den beiden Partien gegen Darmstadt und Bielefeld gern noch ein paar Punkte gewünscht hätten, ging die Hinrunde mit 17 Punkten doch recht versönlich zu Ende. Mit 17 Punkten war nach den Niederlagen gegen Sandhausen und Braunschweig nicht zwingend zu rechnen.

Mit den 17 Punkten konnten wir den Anschluss an das untere Mittelfeld wahren und haben noch alle Chancen selbst in der Hand. Wir bereits angesprochen, sollten wir mit 23 Punkten in der Rückrunde mit hoher Wahrscheinlichkeit drin bleiben. Wenn ich mich daran erinnere, wieviele knappe Partien wir durch individuelle Fehler weggeschmissen haben, sehe ich das bei Reduzierung selbiger definitiv als realistisch an.

Im Wesentlichen muss an 4 Punkten gearbeitet werden. Mindestens zwei davon lassen sich wohl nur durch externe Verstärkung angehen. Punkt 5 braucht es allerdings auch.

Punkt 1 - Heimschwäche

Mit 7 Punkten sind wir abgeschlagen Tabellenletzter. Wir haben es den Gegnern zuhause viel zu leicht gemacht, indem die Gegner auf das lauern konnten, was wir angeboten haben und sind dann meist folgerichtig in Rückstand geraten. Gegen spätestens mit der Führung tiefstehende Gegner taten wir uns oft schwer und konnten nach Rückstand nur noch ein Punkt gegen den 1. FC Heidenheim holen.
Zweimal gingen wir selbst in Führung und haben dann auch die 6 Punkte geholt.
Ich schließe daraus, dass in den Heimspielen der Schlüssel zum Klassenerhalt liegt. Durch eine höhere offensive Effektivität und eine geringere defensive Fehlerquote müssen wir öfter in Führung gehen, insbesondere gegen tiefstehende Mannschaften.
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in der Rückrunde die Mehrzahl der Konkurrenten um den Klassenerhalt zu Hause empfangen.

Punkt 2 - Offensive Effektivität

Titz hat es im Laufe der Hinrunde geschafft, der Mannschaft deutlich mehr Zielstrebigkeit bei eigenen Angriffsbemühungen zu vermitteln. Wir spielen schneller und vertikaler und versuchen nicht mehr, wie noch zu Beginn der Hinrunde, den Ball ins gegnerische Tor zu tragen.
Unser großes Problem ist die letzte Angriffsaktion. Sei es der "tödliche" Pass oder der abschließende Schuss. Meist ist genau diese letzte Aktion zu ungenau, um sich gegen gute Zweitligaabwehrspieler erfolgbringend durchzusetzen.
Hier wird die Entwicklung bestehender Offensivspieler nicht genügen, sondern die Verpflichtung von zwei starken Offensivspielern notwendig.
Uns ein abschlussstarker und körperlich robuster Mittelstürmer, der Lücken reißen, Bälle festmachen kann und über einen starken Abschluss (am besten Kopf wie Fuß) verfügt. Des Weiteren wünsche ich mir einen variablen Offensivspieler, der seine Stärken beim letzten Pass und beim Schlagen von Flanken/Standards hat. Denn damit komme ich gleich zu Punkt 3.

Punkt 3 - Standardsituationen

Während man beim Verteidigen gegnerischer Standardsituationen im Verlaufe der Hinrunde größere Fortschritte erzielen konnte, bleibt die offensive Ausführung eigener Standards unsere große Achillesferse. Neben vereinzelten Erfolgserlebnissen (z.B. Piccini gegen Nürnberg) entwickeln wir viel zu wenig Gefahr aus diesen Aktionen. Zum einen fehlen uns natürlich körperlich robuste Abnehmer, zum anderen sind die Bälle meist aber einfach unpräzise getreten. Einen sehr guten Standardschützen vermisse ich seit Jahren. Atik ist es defintiv nicht.
Gerade gegen tiefstehende Gegner müssen wir Standardsituationen aber viel stärker als gewinnbringendes Mittel begreifen.

Punkt 4 - Defensive Stabilität

Mit Bockhorn und Piccini haben wir unsere defensive Stabilität deutlich erhöhen können. Hinzu kam eine höhere spieltaktische Stabilität im Verlaufe der Hinrunde. Nichtsdestotrotz sind individuelle Fehler unsere stetigen Begleiter, insbesondere bei Spielern in zweiter Reihe (Bittroff, Lawrence).
Die Winterpause muss dafür genutzt werden, an der Reduzierung dieser Fehler zu arbeiten.

Punkt 5 - Glück

Punkt 5 können wir nicht beeinflussen, wird aber als Aufsteiger dringend benötigt. Glück!
Glück in der Hinsicht, dass wir diesmal ohne größere Verletzungen durch die Vorbereitung kommen. Glück, dass unsere Schlüsselspieler in der Rückrunde nicht wesentlich ausfallen. Und schlussendlich auch Spiel- und Schiedsrichterglück.
Andere Mitaufsteiger waren da schon wesentlich gesegneter als wir, muss man ganz deutlich auch mal so sagen.
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