26. Spieltag: Hallescher FC - VfB Lübeck

Spiel 1 nach der Riedel Causa – Zeigt die Mannschaft eine Reaktion

Das alles bestimmende Thema der Woche ist das Interview von Florian Riedel und die Reaktionen darauf. Ob die Bestrafung nun in diesem Umfang gerechtfertigt ist oder nicht, bleibt dahin gestellt, sicher ist nur, dass die Causa Riedel, samt Hashtag #freeriedel den Fokus nicht gerade auf den Abstiegskampf legt. Eher wird so ein Fass aufgemacht, dass es momentan überhaupt nicht braucht. Die Vereinsführung steht zumindest in den sozialen Medien schlecht da und der Schade ist angerichtet. Es scheint ein tiefer Graben zwischen der Mannschaft und der sportlichen Leitung, insbesondere Rocco Leeser, zu verlaufen. Ob dies erst mit seiner öffentlichen Kritik an der Mannschaft geschah oder es schon vorher brodelte und inwiefern Coach Landerl davon betroffen ist, ist fraglich. Dennoch wollen wir versuchen, den Fokus aufs Sportliche zu lenken.

Am kommenden Samstag trifft der VfB auf den HFC. Die Hallenser konnten das Hinspiel knapp mit 3:2 gewinnen. Nach dem sehenswerten Führungstreffer durch Röser per Freistoß verlor der VfB wie so häufig diese Saison nach der Pause den Faden und geriet durch Tore von Boyd und Dehl binnen drei Minuten in Rückstand. Beim zweiten Gegentor sah Torwart Raeder auch alles andere als gut aus, während das erste Tor nach einem einfachen Ballverlust im Aufbauspiel entstand. Man könnte also von einer Blaupause des bisherigen Saisonverlaufs sprechen. Dem VfB gelang durch Benyamina noch der Ausgleich in der 82. Minute, wollte dann aber zu viel. Die defensive Absicherung wurde vergessen und in der Nachspielzeit lief man in einen Konter, den Julian Guttau zum Siegtreffer für Halle veredelte. Was bleibt von dem Spiel hängen? Erstaunliche Torschütze beim VfB und eine Niederlage unnötig wie ein Kropf. Auf die Niederlage gegen den HFC folgte dann die beste Phase in der Saison des VfB mit vier Siegen am Stück. Das dieses Kunststück noch einmal gelingt, erscheint momentan absolut utopisch.

Generell hat sich die Stimmung seit dem gedreht. Im Umfeld des VfB herrscht nun kaum mehr Euphorie und bei vielen Anhänger richtet sich, neben großer Frustration, der Blick schon wieder gen Regionalliga. Mit nur 20 Punkte ist der VfB weiterhin Tabellenletzter mit vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer. Halle dagegen konnte bisher 32 Punkte erringen und befindet sich im Tabellenmittelfeld auf Platz 10. Dennoch richtet sich der Blick der Mannschaft von Trainer Schnorrenberg nach der unnötigen Niederlage gegen den SV Meppen – nicht nur unnötig für Halle sonder auch für Grün-Weiß – wieder nach unten. In Halle will man nun erst einmal den Klassenerhalt sichern. Gelingen soll das auch weiterhin mit Schnorrenberg an der Seitenlinie, auch wenn es im Hallenser Umfeld rumort. Eine Entwicklung der Mannschaft ist nach der Entlassung von Coach Ziegener vor einem Jahr nicht zu erkennen, dennoch möchte man an der Saale den Vertrag mit ihrem Übungsleiter gerne verlängern.

Personell muss Halle gegen den VfB auf einige Stammspieler verzichten. Stammtorwart Sven Müller fällt mit einem Muskelbündelriss schon seit Mitte Januar aus, er wird durch Kai Eisele vertreten. Die Ausfälle von Rechtsverteidiger Tobias Schilk und dem defensiven Mittelfeldmann Anthony Syhre fallen dagegen weniger schwer ins Gewicht. Beide sind bisher noch ohne Einsatz. Problematischer ist da der Ausfall des gebürtigen Hallensers und Identifikationsfigur Toni Lindenhahn. Der 30-jährige, der diese Saison vermehrt mit Verletzungen zu kämpfen hat, fällt aktuell seit Ende Januar mit Knieproblemen aus und wird wohl auch gegen den VfB nicht zur Verfügung stehen. Keines der vier Spiele, die Lindenhahn seit dem verpasste, konnte der HFC siegreich gestalten. Man holte gegen Ingolstadt, Saarbrücken und Zwickau jeweils einen Punkt, ehe das Spiel gegen den SV Meppen 2:1 verloren ging.
Schwer zu verkraften ist neben dem Ausfall Lindenhahns sicher auch, dass Linksaußen Julian Guttau Zahnschmerzen hat und ebenfalls möglicherweise das Spiel gegen den VfB verpasst. Der 21-jährige ist ebenfalls ein Eigengewächs aus der eigenen Jugend und war diese Saison bisher Stammspieler.

Wichtigste Spieler des HFC sind in der Offensive sicherlich Terrence Boyd (12 Tore!!!), Julian Derstroff und Michael Eberwein. Generell wird es wichtig zu sein Boyd zu kontrollieren. Die großen, bulligen Stürmer liegen der VfB defensive nicht unbedingt. Stets konnten diese Spieler gegen den VfB treffen – König für Zwickau, Sliskovic für TGM, Mölders für 1860, Kuttschke für Ingolstadt, Vermeij für Duisburg, Boyd im Hinspiel. Ein körperlich robuster Spieler gegen Boyd scheint entscheidend, da Grupe immer wieder Schwierigkeiten mit diesem Spielertyp zu haben scheint. Vielleicht Okungbowa oder Malone? In der Defensive sind Stipe Vucur und Sören Reddemann Stammspieler und sollen den Laden zusammenhalten. Vor der Abwehr fungieren Kapitän Nietfeld und Papadopulos als Antreiber und Staubsauger. Generell stellt der HFC nach Duisburg die zweitschwächste Abwehrreihe der 3. Liga und hat bisher 37 Gegentore kassiert und somit eins mehr als der VfB. Offensiv war Halle dagegen mit 30 Tore um sechs Tore produktiver als die Grün-Weißen aus Lübeck.

Wie sieht es personell beim VfB aus? Neben dem suspendierten Riedel und denen ins Trainingsgruppe II befindlichen Weißmann, Feka und Shalom fallen weiterhin Morten Rüdiger (Kreuzbandriss) und auch Nicolas Hebisch (Muskelfaserriss) aus. Marvin Thiel scheint nach überstandener Verletzung wieder einsatzbereit zu sein. Generell darf man auf die Reaktion der Mannschaft auf die Querelen der Woche gespannt sein. Wird die mannschaftliche Geschlossenheit auch nach außen deutlich gezeigt? Plant die Mannschaft gar eine Aktion der Solidarität mit Riedel, was den Graben weiter vertiefen würde? Punkte müssen jedenfalls her, um das Ziel „Klassenerhalt“ nicht vollständig aus den Augen zu verlieren, auch könnte man so mal wieder positive Schlagzeilen schreiben. Wie dieser Sieg zustand kommt, ist dabei völlig zweitrangig.

So könnten sie spielen:

HFC (4-2-3-1):
Eisele – Sternberg, Reddemann, Vucur, Boeder – Papadopoulos, Nietfeld (c) – Derstroff, Eberwein, Manu – Boyd

VfB (3-5-2)
Raeder – Okungbowa, Grupe (c), Malone – Hertner, Boland, Zehir, Deichmann, Deters – Akono, Hobsch
Bank: Luyambula, Rieble, Kircher, Thiel, Mende, Röser, Ramaj

Anpfiff: 27.02.2021, 14 Uhr

Stadion: erdgas-Sportpark

Echt Leev, keen Mood