23. Spieltag: 1.FC Magdeburg - FC Schalke 04

Samstag, 24.02.2024, 20:30 Uhr
Heinz-Krügel-Stadion

Punktspielpremiere vor heimischer Kulisse
Nach dem legendären Auftritt im Olympiastadion wirft schon der nächste Kracher seinen Schatten voraus. Am Samstagabend gastiert der siebenfache Deutsche Meister FC Schalke 04 erstmals für ein Ligaduell im HKS. Das letzte Mal traten die Königsblauen im Rahmen des DFB-Pokal-Viertelfinals am 20.12.2000 im Ernst-Grube-Stadion an, wo die Magdeburger in der Runde zuvor den FC Bayern München ausschalteten. An jenem Mittwochabend behielt allerdings die Auswahl von Huub Stevens mit 1:0 durch das Tor von Jörg Böhme die Oberhand. Die einzigen beiden Siege über die Knappen datieren aus der UEFA-Cup-Saison 1977/78, als sich die mit vielen Europapokalhelden von 1974 gespickte Elf von Klaus Urbanczyk mit 3:1 und 4:2 durchsetzte.

Rückblick auf das Hinspiel: Der FCM gibt 2:0 und 3:2 aus der Hand
Im Hinspiel (Zusammenfassung) war die heutige Mannschaft auf dem besten Weg, nach 46 Jahren wieder einen Sieg auf Schalke einzufahren. Silas Gnaka traf mit zwei präzisen Schüssen von der Strafraumgrenze (16. und 27. Minute) und versetzte die Schalker Fans in der ausverkauften Arena in Schockstarre, während der Gästeanhang sein Glück kaum fassen konnte. Die Elbestädter hatten durch Baris Atik sogar die Chance auf das dritte Tor. Doch durch ein fatales Missgeschick im Spielaufbau, das Sebastian Polter bestrafte, holten sie die Hausherren zurück in die Partie (40.). Spätestens mit dem Ausgleich durch Derry John Murkin (62.) wurde der Hexenkessel wieder zum Kochen gebracht. Auch wenn der frisch eingewechselte Ex-Schalker Connor Krempicki aus heiterem Himmel das 3:2 erzielte, lag das Momentum inzwischen bei den Königsblauen. Denn nur wenige Augenblicke nach dem erneuten Rückstand versenkte Thomas Ouwejan einen Freistoß direkt in die Maschen (69.). Der Sturmlauf hielt an und in der 77. Minute brachte Daniel Heber seinen Gegenspieler Polter im Strafraum zu Fall. Es kam, wie es kommen musste: der Übeltäter sah Rot und der Gefoulte traf vom Punkt. Beinahe hätte der FCM seine erste Saisonniederlage noch abgewendet, aber Marius Müller wehrte mit einer starken Parade den Kopfball von Luc Castaignos ab.

Der Saisonverlauf von S04: Niederlagenserie nach Magdeburg-Sieg
Dieser Willenssieg war nicht der erhoffte Brustlöser für die Mannschaft von Thomas Reis, der nach der folgenden Niederlage auf St. Pauli gehen musste. Der Sturz auf den sechzehnten Tabellenplatz nach einer durchwachsenen Bilanz von vier Niederlagen aus den ersten sieben Partien hatte das Vertrauen aufgezehrt. Unter Interimstrainer Matthias Kreutzer setzte sich die Pleitenserie gegen Paderborn und Hertha BSC fort. Am 09.10.2023 übernahm der Belgier Karel Geraerts das Ruder, der in seiner Heimat mit Union St. Gilloise nur knapp an der Titelverteidigung gescheitert war. An der neuen Wirkungsstätte holte ihn schnell die Realität ein, als die Knappen 0:3 in Karlsruhe unterlagen.

Der holprige Weg aus der Abstiegszone
Im ersten Heimspiel gelang immerhin ein 3:2 gegen Hannover und nach dem unglücklichen Pokal-Aus bei St. Pauli (1:2 n. V.) rehabilitierten sich die Schalker mit einem Sieg in Nürnberg. Der nächste Rückschlag ließ aber nicht lange auf sich warten: vor heimischer Kulisse verlor der Bundesliga-Absteiger 1:2 gegen die SV Elversberg. Beim anschließenden 3:5 in Düsseldorf offenbarte die Defensive wieder eklatante Schwächen. Das Restprogramm der Hinrunde gestaltete die Geraerts-Elf erfolgreich mit Siegen über Osnabrück (4:0) und Rostock (2:0) sowie einem 2:2 gegen Fürth, bei dem S04 zwei Führungen verspielte. Punktgleich mit dem FCM ging es als Vierzehnter in die Winterpause.

Die zweitmeisten Gegentore in der Fremde
Die wechselhaften Leistungen blieben auch im neuen Jahr an der Tagesordnung. Trotz dreier Alutreffer verlor man 0:2 gegen den HSV und erlitt ein 1:4-Debakel auf dem Betzenberg. Daraufhin wurde das Heimpublikum mit zwei Zittersiegen gegen Braunschweig und Wiesbaden besänftigt, während es in Kiel nichts zu holen gab. Vor allem auswärts taumeln die Königsblauen, holten erst zwei Siege auf fremden Plätzen und gingen acht Mal leer aus. Das bedeutet Platz 15 in der Gasttabelle mit den zweitmeisten Gegentoren (27).

Vier Zu-Null-Siege unter Geraerts
Geraerts kann man zugutehalten, dass er die bisweilen desolate Abwehr, so weit verbesserte, dass sie viermal zu Null spielte. Hierbei dürfte geholfen haben, dass Müller seit dem Braunschweig-Spiel wieder zwischen den Pfosten steht, der insgesamt dreimal in dieser Saison seinen Kasten sauber hielt. Als konstantes Innenverteidiger-Paar haben sich die beiden Routiniers Marcin Kaminski (32) und Tomas Kalas (30) etabliert. Während Kalas mit seinem Stellungsspiel die drittmeisten Bälle pro 90 Minuten im Ligavergleich abfängt, übernimmt Kaminski die Verantwortung im Spielaufbau (87,4 % angekommene Pässe). Zuletzt gegen Wiesbaden unterstützte Timo Baumgartl das bewährte Gespann und bildete eine Dreierkette.

Viele Personalwechsel tragen zur Inkonstanz bei
Auf links erhielt Murkin, der schon fünf Tore vorbereitet hat, zumeist den Vorzug gegenüber Ouwejan, der weiterhin die meisten Torschussvorlagen auf dem Konto hat (34). Auf der rechten Außenbahn hingegen überzeugten weder Henning Matriciani, noch Cedric Brunner über längere Zeit. Der aus Bergamo geliehene Brandon Soppy hat aufgrund von Trainingsrückstand noch keine Minute gespielt. Die Problemfelder gehen vor der Abwehr weiter, wo Geraerts ab dem Osnabrück-Spiel auf eine Raute setzte, kürzlich gegen Wiesbaden aber auf 3-5-2 umstellte. Ron Schallenberg agiert häufig als alleiniger Sechser, gewinnt die drittmeisten Tacklings der Liga (50), rangiert aber gleichzeitig bei den begangenen Fouls auf Platz sieben (32). Paul Seguin hat sich derweil im Mittelfeld festgespielt und kam in verschiedensten Rollen zum Einsatz. Zudem gehörte Blendi Idrizi zuletzt vermehrt zum Startaufgebot und verdrängte damit Lino Tempelmann auf die Bank.

Karamans Torbeteiligungen halten Schalke über Wasser
Egal in welcher personellen Konstellation die Mannschaft aufläuft, tut sie sich schwer, Torgefahr zu entwickeln. Viel Last liegt auf den Schultern von Kenan Karaman, der mit sieben Toren und drei Vorlagen an der Hälfte aller Tore unter Geraerts beteiligt ist. Als neue Offensivkraft kam Darko Churlinov im Winter dazu, der vor zwei Jahren mit Schalke aus der zweiten Liga aufstieg und sich direkt mit einem Tor gegen Kaiserslautern einfügte. Kapitän und Zweitliga-Rekordtorschütze (175 Tore) Terodde hingegen ist seit sieben Spielen glücklos und kam in der Vorwoche nur von der Bank. Aufgrund der verringerten Anfälligkeit der letzten Wochen mit nur einem Gegentor in drei Partien dürfte das Hauptaugenmerk auch in Magdeburg auf der Defensive liegen.

Die Lage beim Club: Der Fehlerteufel ist zurück
Beim ersten Auftritt im Olympiastadion büßte der FCM den stabilen Eindruck aus der Vorwoche direkt wieder ein. Nachdem man die wacklige Startphase schadlos überstand und durch Atik sogar in Führung ging, schlug der Fehlerteufel zu. Innerhalb von sechs Minuten brachten sich die Magdeburger ins Hintertreffen und mussten durch den Platzverweis gegen Jean Hugonet die restliche Partie in Unterzahl bestreiten. Immerhin steckten sie nicht auf und kamen zum Ausgleich, bevor sie sich erneut um den Lohn brachten und dem Gegner das dritte Tor auflegten. Auch wenn die Bemühungen bis zum Schlusspfiff zu einem Punktgewinn hätten reichen können, war es in Summe ein zu fehlerbehafteter Auftritt. Nach nur zwei Gegentoren aus den ersten vier Rückrundenpartien klingelte es an nur einem Abend gleich dreifach im Kasten von Dominik Reimann.

FCM muss wieder sein Heimgesicht zeigen
Aus der Heimbilanz nach der Winterpause mit sieben Punkten aus drei Spielen sowie nur einem Gegentor kann die Titz-Elf indes Mut schöpfen. Eine erneute Umstellung im Mittelfeld ist aufgrund der Hugonet-Sperre unumgänglich. Hier ist ein Comeback von Kapitän Amara Condé denkbar, der bei den letzten drei Partien ohne Einsatz blieb. Außerdem fällt Herbert Bockhorn wegen eines Infekts aus. Auf seine Position wird wahrscheinlich Mo El Hankouri rücken. Unabhängig von der Personalauswahl ist der FCM am Samstagabend vor vollem Haus in der Pflicht, sich von der besseren Seite zu zeigen, möglichst fehlerfrei das eigene Spiel aufzubauen und Gegenangriffe sauber zu verteidigen, um nicht erneut den Aufbauhelfer zu geben.