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Arminia Bielefeld   SV Werder Bremen
Frank Kramer F. Kramer Manager F. Kohfeldt Florian Kohfeldt
€6.35m Total market value €97.60m
24.0 ø age 26.3

Gesamtbilanz: Bundesliga

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20. Spieltag: Arminia Bielefeld - SV Werder Bremen

Feb 3, 2021 - 11:42 PM hours
Mein erster Spieltagsthread, Debüt, Werder Bremen. Da war doch was?

Wir schreiben den sechsten August 2005. Nach einer gelungenen Saison 2004/2005 mit dem legendären 3:1 Sieg gegen Bayern auf einer verschneiten Alm und dem Erreichen des DFB Pokal Halbfinals, geht es wieder los. Die quälend lange Sommerpause ist vorbei, endlich wieder Bundesliga! Für mich ist es ein ganz besonderer Tag: das erste Mal Sonderzug! Schnell das ein, zwei Größen zu große Trikot von Bayern-Killer Buckley übergezogen, den Bundesligaschal über die Schulter geworfen und los geht’s Richtung Hauptbahnhof Bielefeld. Mein Großcousin, gleichermaßen Begleiter und Aufsichtsperson, trägt den Rucksack, randvoll gepackt mit Radler und anderen Biermischgetränken. Bier schmeckte mir noch nicht, aber ich war ja auch gerade einmal 14. Etwas aufgeregt begeben wir uns zum Gleis. Als Debütanten sind wir natürlich überpünktlich und so können wir die nach und nach eintrudelnden Arminen beobachten. So unterschiedlich sie auch sind, einiges haben alle gemeinsam: die Lust auf Fussball, die Gespanntheit, was die neue Saison wohl bringen würde und nicht zuletzt die große Leidenschaft für unseren Verein Arminia Bielefeld. Nach ein paar Stunden Fahrt kommen wir leicht beschwipst in Bremen an. Die zuvor einzelnen Gesänge vereinen sich zu lautstarken Schlachtrufen „Hurra, hurra, Arminia ist da!“ „Kniet nieder, ihr Bauern, Arminia ist zu Gast“. Schon jetzt ist dieser Tag für mich gelungen, ich sauge die Stimmung auf und fühle mich wohl. Der stimmungsvolle Weg zum Stadion steigert die Vorfreude auf's Spiel, endlich erreichen wir den Sehnsuchtsort Weserstadion und den Auswärtsblock, Stehplatz natürlich!

Werder, Dritter der vergangenen Saison, ist großer Favorit. Eine Topmannschaft gespickt mit Kalibern wie Naldo, Borowski, Frings und dem gefürchteten Sturmduo Klasnic/ Klose, die es lieben, ihre Bälle vom Magier Johan Micoud auf der „10“ serviert zu bekommen. In typischer Ostwestfalenmanier befürchtet ein Großteil der Fans ein Bremer Offensivfeuerwerk und der letzte Platz nach Spieltag eins scheint unvermeidbar. Arminia solle dagegenhalten und kämpfen, das können sie ja, die Kaufs, Westermanns, Korzynietz', Dammeiers und Borges' unserer Mannschaft. Für's Fussball spielen haben wir Fatmir Vata und Marco Künzel soll einfach rennen und möglichst nicht jeden Ball verstolpern. Und dann gibt es noch einen Neuen mit für sein Alter auffällig weißen Haaren: Sibusiso Zuma, gekommen aus Kopenhagen und Königstransfer des Sommers. „Schauen wir mal, was der kann“. Es ist 15:30 Uhr, die Spieler sind eingelaufen, die Fans gespannt und Schiri Sippel pfeift an. „Hoffentlich kommen wir gut rein ins Spiel“, sage ich zu meinem Begleiter. Zack, 1:0 Werder, Torschütze Miroslav Klose: wir schreiben die erste Spielminute. „War wohl nichts mit gut reinkommen“. „Deshalb liebe ich unsere Arminia so sehr, man freut sich den halben Sommer auf die Jungs und die brauchen nicht einmal eine Minute, bis ich mich frage, wieso eigentlich“, sagt der Fremde neben uns. Doch Arminia tut, was sie soll: sie kämpft. Krupnikovic gleicht nach toller Vorarbeit von Zuma aus, Klasnic schlägt zurück. Da sind nicht einmal zwanzig Minuten gespielt. „Zuma, das geht ja noch, aber was ist das eigentlich für ein Vorname?“. „Den müssen wir uns wohl merken“ heißt es nach Arminias erneutem Ausgleich eben jenes Sibusisos. Wir sehen ein geiles Fussballspiel und freuen uns nach einer halben Stunde über ein spektakuläres Hin und Her und das Remis. Wie lange? Exakt fünf Minuten, denn so lange braucht Frank Baumann, um seine Farben wieder in Front zu bringen.

In der Halbzeit gehen die Meinungen weit auseinander. Von „hier ist alles drin“ bis „hoffentlich kassieren wir jetzt nicht noch fünf“ ist alles dabei. In einem waren sich aber alle einig: „dieser Zuma, das ist einer!“. Die zweite Halbzeit ist kein Spiegelbild der ersten, das Wilde verschwindet mehr und mehr und Werder kontrolliert die Partie ohne Arminia an die Wand zu spielen. Langsam macht sich Unruhe breit im Bielefelder Block. Wegen des 2:3 nach 70 Minuten? Nein, da war noch etwas, ein großes Anliegen für viele Arminen. Werder hatte bereits in der Halbzeit gewechselt und in der 60. Minute war van Damme für Schulz gekommen. Das heißt, Trainer Thomas Schaaf hat nur noch eine Auswechselung. Was er damit zu tun hat, versucht ihm der Bielefelder Block spätestens ab der 70, Spielminute zu erklären. „Owomoyela! Owomoyela!“. Das ist Bielefeld, das ist Arminia. Natürlich unterstützen wir die Mannschaft nach Kräften, doch es muss auch Zeit sein, den ersten Bielefelder Nationalspieler seit Stefan Kuntz zu feiern. Owomoyela hatte sich in der Vorsaison in den Fokus der großen Clubs gespielt und sich für Werder entschieden. Nun soll er sein Debut wenigstens gegen uns feiern. In der 80, Minute erhört Thomas Schaaf die Arminen und erfüllt unseren Wunsch, Patrick noch einmal so richtig zu feiern. Unter den zarten Willkommensapplaus der Werderaner mischt sich lautstaker und ehrlicher Jubel der Arminen - „Owomoyela!“.

„Jetzt noch das 3:3, dann geht’s kaum besser“, sage ich zu meinem Großcousin. „War wohl nichts“, bekomme ich als Antwort zu hören. Noch während unserer Feierlichkeiten zu Ehren Owomoyelas macht Klose den Deckel drauf, 4:2. Zwei Minuten später erhöht Klasnic. In vielen Blöcken wäre es nun still, nicht so bei uns. Wir feiern die couragierte Leistung unseres Teams und immer wieder Owomoyela, bis das Spiel endet. Danach brandet noch einmal großer Jubel auf. Die Bremer feiern den Sieg mit ihren Jungs, aber nein, das ist es nicht. Vom Mittelkreis aus dankt Owomoyela noch einmal „seinen“ Fans, ein letzter stimmungsvoller Höhepunkt dieses Tages. Ein paar Stunden später: Ankunft in Bielefeld nach einer schönen Rückfahrt mit frohen Arminen „doch nur 2:5“, „immerhin nicht Letzter“, „Zuma wird das schon regeln“. Meine Mutter, ebenfalls seit Kindestagen in Arminia verliebt, begrüßt uns mit den Worten „Na das war ja mal keine schöne Premiere, so eine Packung in Bremen“. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie kannte nur das Ergebnis und ihre eigene Auswärtspremiere war das 4:0 in München 1978. Doch wir können sie beruhigen: für uns hätte es kaum eine bessere Sonderzugpremiere geben können!


Bis zum letzten Sommer waren die Erlebnisse mit Arminia in der Bundesliga Teil meiner Kindheit und Jugend. Als Erwachsener kannte ich unseren Verein nur in Liga zwei und drei. Zahlreiche Auswärtsfahrten und unzählige Besuche im Wohnzimmer Alm später, erfüllt sich letztes Jahr ein Traum. Mit Klos mit Hals (haha) stand ich vor dem Fernseher, unglaublich froh und stolz auf diese Mannschaft, aber auch tief traurig, nicht vor Ort sein zu können und diese Helden hochleben zu lassen, wie sie es verdient hätten. Arminia in der Bundesliga, Arminia im Oberhaus! Wie sehr hätte ich mir gewünscht, wieder im Zug nach Bremen zu sitzen und auf der Süd unsere Jungs zu Siegen zu schreien. Doch das ist uns allen nicht vergönnt. Ich halte mich fest an dem Glauben, dass unsere Mannschaft uns diese Momente in der nächsten Saison bescheren kann und wir dann wieder dabei sein dürfen. Am Sonntag steht dabei ein richtungsweisendes Spiel an. Nach der enttäuschenden Leistung gegen Köln gilt es, zu Hause gegen Werder zu punkten. Erstens, um Werder nicht aus den Augen zu verlieren und zweitens, um Selbstvertrauen für die schweren nächsten Wochen zu sammeln. Ich hoffe, unsere Neuzugänge Vlap und Okugawa finden ihren inneren Zuma und werden schnelle Hilfen. Ich wünsche mir, dass mutiges Auftreten nicht nur propagiert sondern auch umgesetzt wird und ich wünsche mir das 4-3-3. Mut ist das Stichwort, das zu „stur, hartnäckig, kämpferisch“ gehört. Ich habe heute schon Lust auf Sonntag und bin positiv gestimmt, nicht zuletzt weil wir zu Hause gegen Bremen meist deutlich besser aussahen als bei unseren Auftritten im Weserstadion, auch wenn mir der Auftritt an jenem sechsten August 2005 viel Freude bereitete.
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