2. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund

Irgendwie kommt mir das bekannt vor: Borussia Dortmund hat sich im Sommer mit einem Weltklasse-Verteidiger und einem grandiosen Offensivspieler verstärkt, man erklärte in der Sommerpause ausdrücklich, Meister werden zu wollen, am ersten Spieltag hat man ein Heimspiel gegen eine bayerische Mannschaft, die nicht Bayern München heißt mit 4 Toren Unterschied geschlagen und am 2. Spieltag geht es gegen Köln, die einen hervorragenden deutschen Torhüter und einen sehr guten Stürmer aufweisen.

Kleiner Spoiler, der BVB gewinnt 6:1 nach Toren von Möller (3x), Sammer, Zorc und Povlsen und die Meisterschaftseuphorie bricht aus, die trotzde des Dämpfers, dass der komplette Stammtsturm (Chapuisat, Riedle und Povlsen ausfällt), am Ende die Mannschaft zum lang ersehnten Titel trägt.

Auch wenn ich Götze und Paco keine Verletzungen wünsche und mir ehrlich gesagt gerade nicht vorstellen kann, wer diese Saisons die Rickens und Tankos sein sollten, so könnte ich mit dem Ausgang der Saison gut leben (insbesondere, dass Bayern nicht Vizemeister wird und uns am letzten Spieltag mit einem Heimsieg zur Meisterschaft verhilft).

Im Hier und Jetzt angekommen, muss ich sagen, dass ich mir zu Köln noch keine abschließende Meinung bilden kann. Ja, Mannschaft und Umfeld sind deutlich stärker als ein gewöhnlicher Aufsteiger, aber zugleich ist man mit einer ähnlich starken Mannschaft sang- und klanglos abgestiegen, hatte trotz des Verbleibs von umworbenenen Leistungsträgern (Hector und Horn) und einem nie gefährdet erscheinenden Aufstieg gerade zu Ende der Saison viel Unruhe im Verein, die in einer Panikreaktion mit der Entlassung des Cheftrainers auf Platz eins liegend endete. Daher kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass der FC so gefestigt ist, dass er über sich hinaus wachsen kann (und das müssten die Kölner), um Dortmund Paroli zu bieten. Während es in der ersten Hälfte noch recht eng zu gehen könnte, rechne ich fest damit, dass der BVB in der zweiten Hälfte (so wie sehr häufig in der vergangenen Saison und auch gegen Augsburg) mit offensiven Wechseln (Brandt, Hakimi, ggf. Götze oder JBL) den Sack zu machen wird, mit mindestens 2 Toren Unterschied gewinnt und ein deutliches Zeichen nach Gelsenkirchen schickt, wo der Titelverteidiger ein unangenehmes Spiel vor der Brust hat.

Den Kölner wünsche ich, dass sie sich von dem harten Auftaktprogramm nicht die Aufstiegslaune vermiesen lassen, ruhig bleiben und die Saison ungefährdet im Mittelfeld der Liga beenden, um sich für die kommenden Jahre zu stabilisieren.

Ich habe endlich einen Platz für Schmelzer gefunden.

Gleichzeitig habe ich unser Mittelfeld ein wenig umbesetzt, um für mehr Spannung zu Sorgen.
Hakimi + Piszczek auf den Positionen, die mehr ihrem realen Aktionsradius entsprechen.
Alcacer und Reus MUSSTEN in die Abwehr nach der genialen Abwehraktion vom letzten Wochenende. Bürki ist so gut, wenn der nicht verletzt ist, dann muss der spielen und ich wollte Oelschlägel und Bruun Larsen ein wenig Einsatzzeit geben, damit die sich weiterentwickeln können.

Vorne ist der absolute Geniestreich: mit Zagadou haben wir endlich den Brecherstürmer gefunden, der die Dinger mit dem Kopf reinnicken kann.

Und jetzt schauen wir mal, ob hier jemand wirklich die Postings liest oder man nur seinen eigenen Kram loswerden will

Der BVB hat mMn eine gute bis sehr gute Siegchance, wenn

- der BVB die ersten 15 - 20 Minuten ohne frühen Gegentreffer/Rückstand übersteht oder selbst ein frühes Führungstor schießt, weil ein früher Rückstand wohl kaum wie gegen Augsburg noch zu einem klaren Sieg umgedreht werden kann;
- in den Köpfen der BVB-Spieler keinerlei auch noch so geringe Überheblichkeit gegenüber dem Aufsteiger ist, weil Überheblichkeit angesichts des Hypes um den auf Meisterschaft gepolten BVB eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellt;
- die gesamte Defensive und das DM/ZM des BVB in Ballbehandlung und Passspiel mindestens Normalform erreichen und sich gegen das zu erwartende robuste und intensive Pressing der Kölner spielerisch aber auch physisch/athletisch behaupten und befreien können, weil der BVB für ein wildes Kampfspiel weniger geeignet ist;
- keine zu großen Abstände zwischen DM/ZM und OM entstehen, also die gesamte Mannschaft über das gesamte Spielfeld verschiebt, weil ansonsten die robust-dynamisch pressende Spielweise der Kölner noch Erfolg versprechender sein könnte;
- die Knipser Terodde und/oder Modeste intensiv kontrolliert und "bearbeitet" werden, weil sonst eben das frühe Tor und überhaupt Tore für die Kölner wahrscheinlicher werden;
- umgekehrt die eigenen Torchancen, die nicht in Hülle und Fülle zu erwarten sind, auch genutzt werden, weil - und das gilt nicht nur für das Spiel gegen Köln, sondern allgemein - die Chancenverwertung für die favorisierten Vereine immer entscheidender wird (man denke nur an das Spiel FCB gegen BSC am ersten Spieltag);
- die wegen des Kölner Pressings entstehenden Konterchancen gut ausgespielt werden
und schließlich
- wenn Brandt, sofern er in der Startelf steht (unabhängig von seiner Position), tatsächlich den hohen Wert für den BVB haben sollte, der ihm allerorten nachgesagt wird.

Selbstverständlich hoffe ich, dass alle meine "Siegbedingungen" unerheblich sein werden, weil der BVB so großartig aufspielt, dass sich mein Beitrag hier als übermäßige Vorsicht und unangemessene Ängstlichkeit blamiert.

Ich höre schon das Gemeckere heute Abend, wenn wir früh angelaufen werden und nicht jeden Spielzug sauber rausspielen können. Dann kommt das Geschreie nach 6ern oder 8ern, die eine größere Passsicherheit mitbringen sollen und Ruhe am Ball haben. Ich will da nur gegensteuern. Jede Mannschaft, ausnahmslos jede, hat Probleme, wenn der Gegner früh presst. Da ist es nicht immer möglich, den Gegner ins Leere laufen zu lassen. Die Gegenüber sind keine Einbeinigen mit Augenklappe und wissen sich damit durchaus zu wehren. Wenn Köln uns anläuft, muss man ruhig bleiben, weil die auch keine 90 Minuten dieses Tempo durchziehen werden. Ähnliches gilt für Mannschaften, die nur hinten drin stehen (s. Augsburg). Auch da braucht man manchmal einfach Geduld bis sich die Lücke auftut.

Unsere Mannschaft hat das Potenzial, jede Mannschaft zu schlagen, ob die anläuft und hintendrin steht. Nur klappt das nicht immer wie auf der PlayStation oder in der Idealvorstellung. Von dem Gedanken sollte man sich lösen. Ihr schaut doch alle CL und seht dann sicher auch, dass Barca, Real und Co. Probleme bekommen, sobald vorne gepresst wird. Das ist nicht nur bei uns so und kein Zeichen, dass wir zu schlechte Spieler hätten. Ich wollte das nur vorwegnehmen, weil ich bereits weiß, wie ein Teil der Kommentare hier aussehen wird.

Erwarte die gleiche Elf wie gegen Augsburg mit Ausnahme von Bürki für Hitz. Hazard hat das gut gemacht bis auf den letzten Pass, der nie ankam. Ihn sofort wieder rauszunehmen, wäre mMn das falsche Signal an den Spieler. Kommen 1-2 Pässe ins Zentrum an, wird es sofort gefährlich. Ist doch absoluter Luxus, ob nun Brandt, Hazard oder doch Guerreiro startet. Wer kann so eine Qualitätsbreite aufweisen?

Wunsch für heute Abend: Hautpsache Sieg, da man in Köln sich generell schwertut und auch mal gerne was hat liegen lassen.

Gegner presst und wir kommen nicht gut durch: "Wir haben sofort Probleme, sobald einer mal presst!"

Gegner presst und wir kommen trotzdem durch: "Das ist kein Gradmesser, die pressen ja nicht richtig!"

Gegner presst nicht und wir kommen gut durch: "Das ist kein Gradmesser, die liefern ja nur Begleitschutz!"

Gegner presst nicht und wir kommen nicht gut durch: "Seit Klopp haben wir Probleme mit tiefstehenden Mannschaften!"

Was das angeht, ist das Forum hier recht zuverlässig

Wobei halt erst der zweite Spieltag ist. Ich weiß nicht, ob die einbrechen werden. Der BVB hat schließlich genug Probleme das Spieltempo anzuziehen, sodass vor allem die zentralen Spieler und MS viel laufen müssen, die man fast komplett wechseln könnte. Macht Köln schon sehr geschickt, indem sie genau den Gegnertypus darstellen, vor dem die Bedenken groß waren und mit dem man schon in der Vorsaison große Probleme hatte. Machen schön viel Druck auf die Ballzirkulation durch das Zentrum, sodass weder die IV noch die DM das Spiel von Seite zu Seite verlagern können und dafür genug Ruhe haben. So kann man Köln kaum mal einschnüren und hat selbst viel Laufarbeit, da die Bälle schnell genug weg sind und dann auch von Köln viel hoch und vertikal gespielt wird. In der Luft hat man dabei überall Probleme und selbst Hummels hat kaum Ballgewinne aus solchen Duellen, sodass das Köln natürlich hilft.

Dazu fällt auch auf, dass die AV komplett im Griff sind und der Aufbau über die Seite damit nicht möglich ist. Vor allem Schulz Tempo ist heute eine stumpfe Waffe, da Köln da bislang problemlos gegenhalten kann. Vorne ist man dann zudem auch mit den weiten Abständen zum Aufbau eine leichte Beute für die Verteidigung. Die Bälle sind dafür zu lang unterwegs, sodass sich der jeweilige Gegnenspieler gut darauf einstellen kann und dann eben physisch zu Werke geht. Dass Köln dabei dann auch nur eine gelbe Karte gesammelt hat, sagt auch schon viel über die Anzahl der Duelle und die jeweiligen Probleme.

Würde jetzt relativ bald Brandt und Hakimi rein, für Hazard und Piszczek. Weniger aus Leistungsgründen, als aus taktischen Gründen. Da liegt in meinen Augen auch das größte Problem und nicht in der Leistung an sich. Köln hat es dadurch zu einfach dem BVB deren Spiel aufzuzwingen.

Es ist so eingetreten, wie es vorhergesagt wurde.

Ab der 75. Minute war Köln platt. Da wurde gar nicht mehr gepresst sondern nur noch hinten verwaltet. Das man dann mit Brandt und Hakimi zwei bärenstarke Joker bringen kann, entscheidet dann am Ende solch eine Partie.

Am Ende muss man sagen das es stark gecoacht war.

Köln auspowern lassen, ohne wirkliche Chance ( bis aufs 1:0 nach nem Standard das immer fallen kann) und dann mit der Systemumstellung und den Jokern das Spiel entschieden.

Ich bin zufrieden.

Die 1. Halbzeit war wirklich nicht gut. Am Anfang hatte man noch 2-3 Szenen, wo der letzte Pass nicht ankam oder die Annahmen schlampig waren. Nichtsdestotrotz aus den spielerischen Möglichkeiten viel zu wenig gemacht.

Köln allerdings hatte auch nicht die mega Chancen. Bis auf das 1:0 kann ich mich an keinen gefährlichen Ball erinnern. Es sieht halt immer so beängstigend aus, da wir so tief stehen, deshalb kann man denken, dass der Gegner uns 'an die Wand' spielt.
Es fehlt halt nur an den schnellen Umschalt Situationen. Schulz hat heute glaube keinen einzigen Lauf in die Tiefe gemacht, bis auf den einen Ball von Hummels(?). Das ist dann eben zu wenig, wenn man solch einen weiten Weg bis zum gegnerischen Tor hat. Hakimi änderte das dann sofort.

Auch Brandts Einwechslung war Gold Wert. So hatte man nun anstatt Reus und Paco mit Brandt ne dritten Anspielstation vorm 16er, der die Bälle auch stark verteilt hat (auf Reus oder Paco). So offensiv kannst du aber nicht von Anfang an spielen, da du dann hinten die Bälle mit nur einem 6er und 2 IV gegen so stark pressende Gegner nicht sauber raus gespielt bekommst. Als sie 'platt' waren und nicht mehr so drauf gingen natürlich ein kluger Schachzug.

Alles in allem ein glücklicher, aber zum Ende hin, dennoch verdienter Sieg. Und extrem wichtige 6 Punkte zum Auftakt.
This contribution was last edited by Echo_Park on Aug 23, 2019 at 10:53 PM hours

Was man ihnen aber hoch anrechnen muss ist finde ich das verhältnismäßig geringe Foulen. Gemessen an der Einladung des Schiris, der selbst frei daneben stehend direkt zum Spielbeginn zwei gelbe Karten wohlwollend stecken lässt... Das hat schon bei mehr als einer Mannschaft dazu geführt, dass unsere Spieler den Rest des Spiels einfach kaputt getreten werden, da man ja augenscheinlich Narrenfreiheit hat. Glaube das wäre heute auch so gewesen, hatte nicht das Gefühl, dass da jemand groß was gegen gemacht hätte. Traurig, dass man für sowas heutzutage dankbar sein muss, aber insgesamt ergibt es sich halt leider auch so, dass das oft Erfolg hat. Genau wie so permanentes Gemecker viel zu wenig unterbunden wird.
Und verteidigt und gepresst haben sie immerhin tatsächlich über weite Strecken gut, dass das auf Dauer nicht das einzige sein kann ist denke ich klar, aber es hat sich in der Vergangenheit eben auch (leider) oft gezeigt, dass das gegen Dortmund gut funktionieren kann.
This contribution was last edited by Konkavor on Aug 23, 2019 at 10:56 PM hours

Daran erkennt man eigetlich vor allem, dass defensivtaktisch die Mannschaften der Bundesliga (auch der zweiten, und sogar der dritten) alle eine hohe Qualität haben. Was man jetzt das zweite mal (das erste mal beim Spiel gegen Uerdingen, Augsburg versuchte es im Grunde gar nicht erst mit Offensive..) sehen konnte war, dass der Qualitätsabfall vor allem im Offensivspiel sichtbar wird. Cordoba hätte in der ersten durchaus um einiges zwingender sein können. In der Championsleague triffst Du dann gern mal auf Gegner, die aus den gleichen Chancen mindestens ein Tor mehr machen. Individuell ist Köln natürlich auch in der Defensive schwächer, aber dort kann man so viel mannschaftstaktisch kompensieren, dass das dann eben mal so aussieht. Neben der generell schwächeren Offensivpower ist dann der zweite Preis den man dafür zahlt, dass man nach 70 Minuten nicht mehr 100% gehen kann sondern nur noch 90% oder 80%.
So gesehen sieht man den Qualitätsunterschied schon. Das ist wie in der Formel 1: Wenn Du auf den Geraden und schnellen Schikanen genausoschnell bist wie die besten Teams aber in den langsame Kurven satt verlierst, dann bist Du sauschwer zu überholen, aber trotzdem qualittativ sichtbar unterlegen.

Die Kölner Spielweise gestern war vollkommen Bundesligatypisch - so Bundesligatypisch, dass es mir allmählich zum Hals raushängt. Aber solange sie das Tempo gehen konnten, haben sie es fast fehlerlos gemacht, was vor allem dazu führte, dass das Spiel in für beide Seiten überwegend harmlosen Bereichen stattfand. Immerhin war es nicht die reaktive Augsburgtaktik (oder die von Uerdingen) sich rund um den eigenen 16er einzumauern und den BVB gar nicht herauszufordern. Das haben die Kölner gut gemacht und sind dafür belohnt worden.

Trifft Köln auf vergleichbar spielende Mannschaften dürfte es aber meistens ziemlich zerfahrene Matches geben, wie sie seit Jahren die Bundesligar in der Mehrzahl prägen. Finde ich schade, aber verstehe ich auch. Ein paar Trainer gibt es ja, die ihren Erfolg auch anders einfahren wollen und können. Denktman an den Aufschwung Hoffenheims unter Nagelsmann direkt nach dessen Übernahme oder die Bremer und Kohlfeldt dann sieht man, dass sowas auf lange Sicht ebenfalls belohnt werden kann, auch ohne 200 Mio. in die Mannschaft zu stecken.

Und letzter Gedanke: Für eine Mannschaft wie Köln ist es natürlich toll, einen Meisterschftsfavoriten zünftig ärgern zu können, so wie gestern. Wichtiger sind aber die Punkte gegen die potenziellen Mitabstiegskandidaten und die Gegner aus dem Tabellenmittelfeld. Dafür ist diese Spielweise nicht ganz so effektiv. Trotzdem guter fight gestern.
This contribution was last edited by gelbschreib on Aug 24, 2019 at 7:06 AM hours