7. Spieltag: SpVgg Unterhaching - TSV 1860 München

Es war, meine ich, der 23. Dezember 2018. Ich war im Sportpark mit einem Spezl, der Sympathien zu 1860 hat. Zu Gast war der KFC Uerdingen. Der neureiche Klub hat als Aufsteiger die Liga gehörig aufgemischt, an dem Tag gastierten sie als Tabellenzweiter im Hachinger Stadion. Das Spiel verlief wie am Schnürchen, schnell stellte Stefan Schimmer einen 2-0 Vorsprung her, spätestens nach dem 4-0 durch einen Freistoß von Alexander Winkler kurz nach der Halbzeit war die Messe gelesen. Das wirkliche Sahnehäubchen kam aber kurz vor Schluss:

Eine Traumkombination über mehrere Stationen mit One-Touch-Fußball (auch die Hacke war dabei) nahm Uerdingen komplett auseinander. Letzter dieser Kette war Bigalke, der nach diesem wunderschönen herausgespielten Angriff nur ans Außennetz traf. Ich schaute zu meinem Spezl rüber, der mit großem offenen Mund (das Kinn fast auf Brustwarzenhöhe) ohne Regung dastand. (Ich muss gestehen, von unserem Stehplatz aus dachten wir im ersten Moment, der Ball wäre ins Tor gegangen)

Ich schaute ihn an und sagte: „Ja, das ist halt Haching. Wie sieht denn euer Fußball aus *Augenzwinker* ?!“

Knapp zwei Jahre später gibt es aus der Münchner Vorstadt kaum mehr ein Augenzwinkern nach Giesing. So ehrlich muss man sein. Vieles hat sich seitdem verändert. Auf beiden Seiten.

Bei Sechzig spielt man inzwischen anstatt einem öden Bierofka-Kick einen modernen, dominierenden Köllner-Fußball. Die Mannschaft hat eine gute Mischung aus erfahrenen Ex-Bundesligaspielern (Mölders, Lex, Salger) und jungen aufstebenden Talenten (Tallig, Dressel, Hiller). Leute wie Moll, Willsch und Neudecker, die auch allesamt schon reichlich Erfahrung haben, sind absolute Konstanten. Obwohl die Löwen in den letzten beiden Spielen auch nur ein Punkt holten, bleiben sie neben Dynamo Dresden das Maß der Dinge in dieser 3. Liga.

Und Haching: Da ist man vom einstigen Bigalke-Spitze-Eins-Zwei-Drei (um die Geschichte abzurunden) so weit entfernt, wie 1860 damals von der Champions League. Erst Arie van Lent hat der Hachinger Mannschaft wieder eine Spielphilosophie, wenn auch eine etwas andere, gegeben. Die holländische Handschrift ist inzwischen sehr deutlich zu erkennen.

Nur, was ist sie wert? Nach den letzten beiden Niederlagen schwieriger denn je (bzw. seit Zwickau) zu sagen. Man kann argumentieren, dass wir sowohl gegen Saarbrücken als auch gegen Duisburg den Sack schon in der ersten Halbzeit jeweils hätten zumachen können. Dann hätte man 15 Punkte auf der Habenseite. Man kann aber auch argumentieren, dass Lübeck und Meppen nicht der Maßstab waren. Evtl. sogar nicht mal Duisburg. Und Ingolstadt war ein klassisches 0-0-Spiel. Dann sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.

Die Wahrheit liegt vermutlich wie immer in der Mitte und somit sind 9 Punkte im Großen und Ganzen wahrscheinlich leistungsgerecht.

Bei den Aufstellungen erwarte ich keine großen Überraschungen. Die Löwen haben zwar eine starke erste Elf, in der Breite fehlt es aber doch ein wenig an Qualität. Deswegen stellt sich die Mannschaft fast von alleine auf. Gegen Saarbrücken war Steinhart gelb-rot-gesperrt, er dürfte für Klassen wieder in die Mannschaft rücken.

Bei Haching stellt sich die Frage, ob Greger einsatzbereit ist. Falls nicht, wäre Grauschopf wieder die erste Alternative. Im defensiven Mittelfeld sollte dann Stierlin zum Einsatz kommen. Ein „Stier“ für das Derby kann bei der zu erwartenden Gangart der Gäste nicht verkehrt sein. Ansonsten hoffe ich auf einen Einsatz von Luca Marseiler. Seine Abwesenheit hat man gegen Duisburg durchaus negativ gemerkt.
Meine Wunschaufstellung, falls Greger fit ist, lautet: Mantl – Dombrowka, Greger, Müller, Schwabl – Stierlin, Grauschopf – Heinrich, Marseiler – Schröter – Hasenhüttl

Meine Einschätzung: Die Löwen sind in diesem Derby der Favorit. Köllner hat die Stärken der Blauen seit seiner Ankunft wiederbelebt. Sie wirken trotz zweier Nicht-Siegen gefestigt. Was außerdem hinzukommt, ist die jüngere Derbystatistik. Die besagt nämlich, dass Haching in den letzten fünf S-Bahn-Derbys nur ein einziges Pünktchen holen konnte. (1-1, 0-1, 2-3, 0-3 und im Totopokal verlor man im Elfmeterschießen)

Erschreckender als die Punkteausbeute waren allerdings meist die Auftritte an und für sich. Auch wenn die fehlenden Fans (davon gehe ich aktuell aus) dem Derby die ganz große Brisanz nimmt, so hoffe ich doch, dass es die Mannschaft ENDLICH schafft, nach über zwei Jahren das passende Derbygesicht auf den Rasen zu bringen. Dann ist auch gegen Sechzig was drin!

Anders formuliert: Ich will auf der roten-blauen Seite 11 Mölders sehen. Nicht vom Gewicht und auch nicht vom Charakter. Sondern von den Tugenden auf dem Fußballplatz. Mentalität, Wille und Kampfgeist! Und dann geht was! Hundertprozentig!

Wenn´s wirklich so kommen sollte und wir das Spiel erfolgreich gestalten, muss ich meinem Spezl definitiv eine Nachricht hinterlassen. Mit Augenzwinkern versteht sich...

AUF GEHT´S HACHING!