Unsere aktuelle sportliche Situation

Bei Sahin dachte ich beim Beginn der neuen Saison, dass er wieder ein stabiler Faktor wird.
Aber die generelle Formkurve der meisten Spieler ist ja eher sinkend. Ich denke, dass die Mannschaft einfach nicht geschlossen ist und an einem Strang zieht. Sei es, dass welche Tuchel behalten wollten, die anderen in weghaben wollten und dann hat man mit Auba auch noch einen Unruheherd, der auch nicht zur Ruhe beiträgt

Wir haben ein grundsätzliches Problem. Uns fehlt eine klare Linie, eine gemeinsame Idee. Natürlich ist die prinzipielle Herangehensweise von von Stöger absolut verständlich.

Eine Mannschaft, die vor seiner Übernahme extrem viele Gegentore bekommen hat, gilt es in erster Linie zu stabilisieren. Da hat auch in Spielen wie beispielsweise in Mainz hervorragend funktioniert. Das Problem ist aber, dass wir dadurch in eine unfassbare Passivität verfallen. Unser Offensivspiel kommt dann zum Teil wirklich komplett zum Erliegen.

Und das immer noch mit dem Problem, dass wir die Fehler in der Defensive einfach nicht geschlossen bekommen. Wir haben in Berlin mit einfachsten Mitteln ein Gegentor bekommen, verhalten uns heute einmal zu passiv und gucken Petersen dann beim Traumtor zu - aber spielen den Ball ihm auch herrlich zu.

Hier die richtige Balance zu schaffen, ist anscheinend kaum möglich. Bosz ist nach dem furiosen Start krachend gescheitert und auch Stöger schafft es nicht, das Potenzial der Mannschaft auszubreiten. Das Resultat ist dann ein wirklich gruselig anzuschauendes Fussballspiel - zum dritten Mal in der Rückrunde und trotz optimaler Vorbereitungszeit.

Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich eine Ahnung, wie mann das wieder kitten kann. Das schlimme ist nur: unsere einst so hochgelobte Offensive wird momentan von dem noch sehr rohen (aber natürlich unfassbar talentierten) Sancho getragen. Wir bekommen es nicht hin, das Potenzial eines Yarmolenkos oder eines Pulisics auf die Straße zu bekommen, ganz zu schweigen was mit einem Schürrle seit Jahren los.

Dazu kommt eine gewisse Eindimensionalität im Mittelfeld. Wir haben mit Götze, Castro, Dahoud, Kagawa technisch hervorragende Leute, aber leider auch nicht die schnellsten Spieler der Welt. Das gepaart mit einer gewissen Behäbigkeit eines Weigls oder noch schlimmer Sahin, macht uns eben auch nicht brandgefährlich.

Und zu diesen grundsätzlichen Problemen kommen dann noch die Posse um Aubameyang und diese bescheuerte Kritik an den Fans von Bürki - nicht, dass es nicht gerechtfertigt wäre, aber zu diesem Zeitpunkt ist es dann doch der Wahnsinn.

Das einzige, was ich sicher weiß, ist: Wir brauchen dringend einen Trainer mit Emotionalität und mit einem klaren taktischen Plan, für den sich alle zerreißen. Das zweite sorgt fast zwangsläufig für das erste, will sagen: Kommt hier jemand, der eine offensive Grundidee hat gepaart mit einem klaren Plan, dann werden wir auch das Publikum wieder mitnehmen, dann werden auch die Emotionen wieder kommen. Das scheint auch ein Stöger nicht zu sein. Denn momentan sind wir erschreckend ruhig auf dem Platz - und das ist das schlimmste, was uns passieren kann.

Edith: zu dem neuen Trainer muss natürlich auch der Kader passen, welcher gründlich zu überdenken ist.
This contribution was last edited by JayZy on Jan 27, 2018 at 6:47 PM hours

Die Entlassung von Bosz war unvermeidbar, die Verpflichtung von Stöger zum damaligen Zeitpunkt richtig, aber er passt leider auch nicht zum BVB bzw. zu unserer Spielphilosophie, wenngleich er noch den geringsten Anteil an der aktuellen Krise trägt. Nagelsmann ab Sommer wäre trotzdem folgerichtig.

Im Sommer kommt man nicht um einen erneuten Umruch herum. Es muss mehr auf Qualität statt Quantität geachtet werden. In unserem Kader steckt einfach viel zu viel Einheitsbrei, vor allem im Mittelfeld. Wir brauchen mehrere Spielertypen und speziell auch mal einen Leader mit dem man Spiele wie heute gegen Freiburg gewinnt oder Spiele wie in Liverpool erst recht gewinnt. Bis auf Schmelzer oder Sahin, die aber (sorry) auch nur Möchtegern-Chefs sind, übernimmt keiner Verantwortung, jeder lässt sich im Abwärtsstrudel gehen.
Die Unwucht im Kader ist unübersehbar: Man hat keinen hochklassigen Außenverteidiger, bis auf Auba keinen Spieler der Torgefahr ausstrahlt, dafür aber fünf Innenverteidiger.

Man hat einige gute Puzzleteile für ein europäisches Top-Team im Kader, im Sommer müssen noch die fehlenden geholt werden und die die (wiederholt und nachweislich) nicht bzw. nicht mehr passen aussortiert werden, dann kann man im Sommer neu angreifen. Hoffentlich auch in der CL.

Es gibt Gründe für die Situation des BVB.
Zunächst mal vorweg, es gab keinen Vorstand und den wird es auch nie geben, der 100% nur Weltklassespieler transferiert. Selbst Mannschaften, die 500% und mehr als wir in Transfers investieren, haben häufig mal Pflaumen dabei.
Sagen wir einfach mal, dass auf jeden Klassespieler auch ein mittelmässiger Spieler dazu kommt. Wahrscheinlich ist die Quote für Mannschaften wie den BVB schlechter, aber ich möchte hier nicht in Teildiskussionen angreifbar werden.

Wir haben in den Jahre zuvor Spieler verloren, die in einer Mannschaft um den Sieg der CL spielen würden: Gündogan, Hummels, Dembele, Lewandowski, Miki und alle, die ich noch vergessen habe. Für jeden Spitzenspieler, der den Verein verlässt, bleibt ein mittelmässiger Spieler da. Irgendwann ist das Team ausgeblutet. Das ist schon zig anderen Vereinen passiert, die auf Dauer dann wieder in der Versenkung verschwunden sind: Kaiserslautern, Leverkusen, Karlsruhe, Porto. Selbst wenn du bei diesen Transfers gutes Geld machst, kannst du deine Leute nicht 1:1 ersetzen. Gründe dafür sind:

• Weltklasseleute verlangen Weltklassegehälter -> Gehaltshygiene
• Dortmund ist (noch) kein Standort, der Weltklasseleute anzieht
• Dortmund ist als Standort unattraktiver als Barcelona oder London (Weltstätte, Wetter)
• Talente sind nicht grundlos so günstig, die Chancen stehen vielleicht bei 20-30%, dass sie sich zur Weltklasse entwickeln. Selbst wenn sich ein Talent zur Weltklasse entwickelt, sind sie schnell wieder weg.
• Spielern aus dem Ausland fehlt die Bindung an Deutschland, an den Verein, deutsche Weltklassespieler peilen den FC Bayern an

Unser Verein ist zur Zeit prall gefüllt mit gehobener Mittelklasse, der Kader ist voll, das Budget ausgeschöpft, die Weltklasse ist weg und wir brauchen frisches Blut. Das geht aber nur über Zeit. Kaderhygiene erfordert erst einmal, dass die Spieler auch abwanderungswillig sind. Aber der BVB bezahlt nicht gerade mit Erdnüssen, wahrscheinlich werden die Spieler bei einem Wechsel Gehaltseinbussen machen müssen. Deshalb ist es nicht so einfach, den Kader zu leeren.

Dazu sind zur Zeit viele Stützen der Mannschaft verletzt. Einen Reus ersetzt man nicht mal so eben. Klassespieler wie Pulisic, Zagadou, Sancho, Isak brauchen einfach Zeit. Weder Bosz, noch Stöger, noch Tuchel werden mit dieser verunsicherten Mannschaft das Ruder einfach so herumreissen können. Dazu braucht es Geduld, Kaderhygiene und geschicktes Scouting (wer die Zeit unter Tuchel verklärt, der vergisst, wie oft uns Dembele die Punkte gerettet hat).

Das einzige Mittel, mit dem wir tatsächlich auch in dieser Zeit erfolgreich sein können, ist Spirit, Zusammenhalt in der Mannschaft, das Publikum als 12ter Mann, Momentum.
Und wer den BVB zur Zeit sieht, der weiß auf einmal, warum wir uns in einer Abwärtsspirale sehen. Und deshalb fand ich es auch so gut, dass Bürki die Pfiffe angesprochen hat. Die Pfiffe sind einfach das Produkt von Angst, Verklärung der Sachlage und den Wunsch, Fußball wie in Klopp Zeiten sehen zu wollen. Das geht zur Zeit nicht. Wir müssen unsere Ansprüche nach unten schrauben und dem BVB Zeit geben.

Und jetzt sind wir beim nächsten Punkt: Ballbesitzfußball und das Selbstverständnis des BVB. Ich glaube, dass Ballbesitzfußball zur Zeit Gift für uns darstellt. Jeder, der schon einmal Fußball gespielt hat, der weiß, wie schwer es ist ohne Räume zu Tempo und Torerfolg zu kommen. Wie willst du Tempo im Spiel aufnehmen, wenn 11 Mann um den Strafraum herumtanzen. Für die Presse ist das ein gefundenes Fressen. Der ach so große BVB wird von den "Kleinen" hart geprüft. Dabei waren wir in den Spielen gegen Wolfsburg, Berlin und eigentlich auch gegen Freiburg stärker. Freiburg hat heute 1,5 Chancen und macht 2 Tore. Klasse gemacht von Petersen, keine Frage, aber diese Tore machst du nicht jede Woche. Dann der 100%ige Elfmeter gegen Berlin wurde nicht gegeben, 2x Alu gegen Wolfsburg. Ein weiser Fußballer hat mal gesagt: "Hasse Scheisse am Fuß, hasse Scheisse am Fuß." Und das trifft zur Zeit auf uns zu. Und deshalb tun mir die Pfiffe so weh.

Erfolgssituationen schweissen Menschen zusammen, Niederlagen bringen Menschen auseinander. Das kann jeder im Alltag vielfach beobachten. Wir brauchen Erfolgserlebnisse, Momentum, dann wachsen wir auch wieder zusammen. Und dann reicht es auch für die CL Quali, denn unser gehobener Mittelstand reicht allemal, um in der Bundesliga oben mitzuspielen. Das hat schon der Start in diese Saison gezeigt.

Trotzdem sollten wir alle unsere Erwartungshaltung zurückschrauben, wenigstens für 2 Jahre. Dann konnten wir Spieler entfernen, die nicht mehr passen und günstige Transfers tätigen, die zum BVB passen. Aber lasst uns endlich aufhören auf Vorstand und Spielern herumzustressen und wieder zur Vernunft zurück finden. Sobald eine Mannschaft den Kopf herausstreckt, wird Bayern die schon wieder durch Käufe auf normales Maß zurückstutzen.
Und an der Stelle haben wir einen großen Vorteil: Wenn wir wieder da sind, dann haben wir den finanziellen HIntergrund, um auch nachhaltig die Spieler zu begeistern und zu halten.

Eben genau deshalb wird er früher oder später mit der Vereinsführung aneinander geraten. Tücher ist ein anderer Mensch als Streich, aber beide sind sehr Willensstark. Dass scheint derzeit bei Aki nicht so sonderlich gut anzukommen. Da will man nur Ja-Sager. Hoffe Nagelsmann schafft es durch sportlichen Mehrwert für Aki so unersetzbar zu werden, dass Akis Mitspracherecht bei sportlichen Entscheidungen wieder auf 0 zurückgeht. Denn Aki kann sicherlich toll mit Zahlen arbeiten, von Fußball versteht er hingegen rein gar nichts.

Fühle mich nach dem Freiburg Spiel offen gestanden in meiner o.g. Thesen leider bestätigt.

Hätte aber auch nicht gedacht dass ich Dir Recht geben muss, was die letzten 30 Min in Berlin angeht. Die fand ich zwar gar nicht so toll wie Du schriebst, im Vergleich zur aktuellen Tendenz waren sie aber in der Tat Sahne ...

Und wer soll kommen? Rummenigge von Bayern abewerben? oder doch lieber Dieter Hoeness nehmen? der hat Zeit.

Clemens Tönnies

Nein im Ernst, blinder Aktionismus führt doch zu nichts.

Also vorab ich möchte Aki nicht rausschmeißen sondern sehe es lediglich als nötig an, dass er in seinem kompetnezbereich wieder etwas mehr eingeschränkt wird. Aber theoretisch sieht es ja sowieso so aus, dass Susi Aki eines Tages beerben soll. Könnte man auch jettt schon machen und dann Sammer auf Susis Position lassen. Ansonsten würde ich mir dennoch einen Sammer in einer ähnlichen Position wie bei Bayern wünschen mit dem Unterschied, dass er auch Kritik an der Geschäftsführung üben sollte und bei Kaderplanung etc. eingebunden wird. Den eins muss man Sammer lassen, er hat wohl mit das meiste an Fußballsachverstand was Deutschland zu bieten hat. Den anderen haben wir ja leider auf die Insel verloren. Dass Sammer nicht mehr als Trainer tätig werden möchte ist zudem Schade, aber angesichts eines Nagelsmanns auch nicht tragisch. Zumal Sammer als Berater sicherlich besser ist als als Trainer (Sachverstand ist das eine, eine Mannschaft leiten das andere).

und wer solls machen? Horst Heldt und Dieter Honess? Chritian Hochstätter? die üblichen verdächtigen? Dann wird besser ja?