Kader- und Systemthread 2019/2020

Nachdem Blackforest schon einen sehr starken Beitrag dazu verfasst hat und direkt den Bezug zu unserem SC hergestellt hat nun auch ein paar allgemeine Gedankengänge von mir zu dem Thema.

Der statische Ballbesitzfussball scheint veraltet.. Es ist nicht allzu lange her, als die Fussballwelt noch über das spanische Tiki-Taka staunte oder die Bayern Gegner um deren Strafraum regelrecht erstickten. Ballbesitz war ein Synonym für pure Dominanz und lange Bälle waren ein Indiz für fehlende spielerische Klasse. Doch plötzlich ein Bruch. Symptomatisch auch die deutsche Nationalmannschaft. Standen vor ein paar Jahren noch Müller und Gomez vorne drin, heißen die Spieler nun Sané oder Werner. Alles nur Zufall oder die neue Zukunft? Um das zu verstehen, muss man noch kurz erläutern, dass das Erfolgrezept des Ballbesitzfussballs die schlichte Menschlichkeit der verteidigenden Mannschaft ist. Man hält den Ball solange in den eigenen Reihen, bis irgendein Spieler entweder falsch presst oder einen Stellungsfehler begeht, wodurch sich schließlich eine Chance für die angreifende Mannschaft ergibt. Klingt unfassbar simpel aber warum ist das nicht mehr so erfolgreich wie früher?
Meiner Meinung nach ist die Veränderung auf zwei Aspekte zurückzuführen:

1. Modernisierung

Durch die ständige Weiterentwicklung der Technik erschließen sich für jeden Analysten und Technikfanatiker fast schon neue Welten. Es gibt unzählig viele Werte, welche nun gemessen werden können und Mannschaften können grundsätzlich immer und immer besser auf den jeweiligen Gegner eingestellt werden. Somit können nachhaltig die oben genannten taktischen Fehler minimiert werden.

2. Jugendarbeit

Streich sagte vor ungefähr einem halben Jahr, dass ihm die aktuelle Entwicklung in der Jugend missfällt. Es wird ihm zu viel Wert auf die Taktik und Disziplin gelegt, weshalb sogenannte "Straßenfussballer", oder "Chaosfussballer" (wie ich sie nenne) oft zu kurz kommen. Warum diese aber so wichtig sind erläutere ich in Kürze.
Aber auch hier geht der Trend hin zur taktischen und technischen Fehlerminimierung.

Sollte sich nichts gravierendes ändern in nächster Zeit wird es also prinzipiell für den typischen Ballbesitzfussball aufgrund des taktischen Strebens nach Perfektion immer schwieriger.

Aber wie knackt man den nun eine annähernd fehlerfreie Verteidigung?
Die Antwort:

Der "Chaosspieler" ist ein Phänomen von Spielertyp, welcher in einem fussballtypischen Attribut deutlich besser als der Durchschnitt ist und aufgrund dessen Situationen erschaffen kann, welche man nicht an der Taktiktafel vorhersehen kann.
Hier kann ein Spieler beispielsweise durch die besondere Fähigkeit im 1gg1, durch eine überragende Ballbehauptung, durch tödliche Pässe, einen guten Schuss oder eine hohe Geschwindigkeit Chancen aus dem Nichts kreieren.
Das Phänomen ist also unfassbar facettenreich aber wieso ist gerade der Spielertyp mit der hohen Geschwindigkeit so begehrt und so teuer? Für mich gibt es hier drei sehr simple Antworten.
1. ist es schlichtweg so, dass Geschwindigkeit das einzige Attribut ist, was man nicht trainieren oder erlernen kann. Ist ein Spieler schnell, kann man ihm taktische Feinheiten oder auch eine gewisse Technik beibringen. Andersrum ist das ziemlich mau.
2. Die von mir schon genannte Menschlichkeit. Selbst ein Messi verdribbelt sich ab und zu; ein Modric spielt Fehlpässe oder einem Ronaldo rutscht der Ball mal beim Abschluss über den Schlappen aber ein Mbappé wird IMMER schneller sein als der Gegner.
Die Geschwindigkeit ist das einzige Attribut, was nicht von der Tagesform oder sonstigen weichen Variabeln abhängt. Man kann also schon von einer gewissen Garantie sprechen.
3. Geschwindigkeit ist effizient.
Es gibt gewisse Szenen, in welchen ein Verteidiger sogar perfekt verteidigt, aber einfach aufgrund des Tempodefizites den Ball nicht mehr erobern kann. Dies scheint mir bei den anderen außergewöhnlichen fußballerischen Fähigkeiten nicht ganz so gegeben zu sein.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass man mit der Verpflichtung von verdammt schnellen Offensivspielern in dem heutigen Taktikwahnsinn eine echte Garantie für Chancen kauft.
Blackforest sprach ja schon so etwas ähnliches an. Wir Freiburger müssen uns immer abmühen, um zu einer guten Torchance zu bekommen, während Düsseldorf salopp gesagt einfach nur Lukebakio auf die Reise schicken muss.

Um den großen Kreis zu schließen zum SC Freiburg und zu der ersten Frage, ob denn Freiburg diesen Trend mitgehen muss mit diesen teuren und pfeilschnellen Spielern, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Von mir ein klares Nein. Der SC ist in der Vergangenheit schon sehr gut mit "anderen" Chaosspielern gefahren. Sei es ein Kruse, ein Philipp oder jetzt ein Grifo oder Waldschmidt und mit Abstrichen Haberer. Wichtig wird nur sein, dass man dann diese auch im Abgangsfall adäquat ersetzt, da unsere Offensive sonst nächstes Jahr ähnlich lahmt wie in der Saison 17/18.
Ob die Neuzugänge dann Standardkönige, Dribbler, Flitzer, Key-Pass-Spieler sind oder einfach nur einen Hammer Fernschuss haben, ist meiner Meinung nach zweitrangig.
Auch wenn es in einem Spiel voller fehlerbehafteter Menschen mit einem Flitzer aus genannten Gründen wohl am einfachsten werden würde..
This contribution was last edited by Peachum on May 25, 2019 at 10:00 PM hours

Du kannst die bulgarische Liga sicherlich mit der zyprischen vergleichen.

Wenn man die aktuelle Gerüchte anschaut und es wirklich klappen würde, dann kann man unsere Problemseite wieder anschauen:
Kwon/Ravet als RA
Rosier/Kübler als RV

Ich möchte den Kommentar von @Peachum noch ergänzen, so es mir denn gestattet ist.

Das Ding mit der Schnelligkeit ist zum einen die Sache dass man vor dem Gegner am Ball ist, daher mehr Zeit hat eine Entscheidung zu treffen oder ggf. sogar freie Bahn hat (das Mappe Beispiel).

Auch wären Messi oder Ronaldo nichts ohne ihre Geschwindigkeit. Bei Ronaldo gab es schon quasi wissenschaftliche Vermessungen seines Köpers, denn sein Körperbau ermöglicht ihm eine unfassbare Schnellkraft weshalb dann natürlich auch seine Tricks und sein Kopfballspiel so effektiv sind. Ebenso Messi, sicherlich kein Spinter vor dem Herrn, aber auf den ersten paar Metern genug Beschleunigung um dann auch wieder an den vorbeigelegten Ball zu kommen.

Fakt ist einfach wenn man mit Geschwindigkeit auf einen Gegner dribbelt oder zukommt, minimiert sich dessen Reaktionsfenster.

Das ist dann am Ende auch das Kernproblem, dass man es einfach nicht schafft auf die gefährlichen Räume für Flanken oder zur Grundlinie duchzubrechen, weil man vorher gestellt wird.

Oder umgekehrt, Ribbery und Robben dribbeln sicherlich nicht schlechter als vor 2 oder 3 Jahren, aber sie haben einfach nicht mehr den Antritt um international Löcher reissen zu können

Ich bin jetzt auch mal gespannt was der SC in der Transferperiode ans Land zieht:

Weiß Jemand wie es um Valentin Rosier steht. Ist da wirklich was dran? Wenn Ja, bin ich gespannt wie sich das auf den Kader und auf den Transfer zu Schmid verhält.

Wenn Rosier kommt, und was man so hört, wird der hinten gesetzt sein. Somit müsste Schmid eins nach vorne. Ob er das Packt bin ich gespannt. Stenzel oder Kübler wären dann einer Zuviel.

Hätten dann Salai und Schmid fest auf außen. Das wird aber denke ich nicht reichen.

Ravet und Borello noch als BU, und jeder weiß, dass Frantz da gerne aufgestellt wird.. Ah und Günter? Vllt hat man deswegen auch nun Itter verpflichtet. Würde mir gefallen!
Sieht für mich tatsächlich so aus, dass man wieder auf einen sehr breiten Kader setzt, was ich richtig gut finde. Streich wird das mit den vielen Ausfällen schon ziemlich genervt haben.
Kommen jetzt Schmid, der französische RV und noch ein junger Stürmer für Niederlechner hätte man eine richtig starke Transferphase hingelegt.
This contribution was last edited by Peachum on May 28, 2019 at 6:03 PM hours

Günter wird bestimmt nicht LA spielen.
Streich hat schon oft betont, dass die große Stärke von Günter ist von hinten mit viel Tempo zu kommen und so 2-3 Spieler zu überlaufen. Dafür hat er eine hervorragende Spitzengeschwindigkeit, sein Antritt auf den ersten Metern ist dabei meiner Meinung nach nicht so schnell, weshalb er nicht so gut als LA funktioniert.
Auch das hinterlaufen des LA (sehr schön zu sehen an Grifo) und dann das schlagen einer Flanke ist seine Stärke. Auch das würde ihm genommen werden wenn er selbst als LA aufgestellt wird.

Zudem rücken beim SC die Außenspieler oftmals auch weiter ins Zentrum bei eigenem Ballbesitz, um die Bahn für die Außenverteidiger freizumachen (oftmals wird im 3-5-2 aufgebaut, wenn ein Sechser in die IV rückt und die IV hochschieben). Für einen offensiveren bzw. zentraleren Part würde ihm auch der Platz fehlen, um sein Tempo ausspielen zu können. Auf engerem Raum würde er es extrem schwer, sich zu behaupten, da es ihm hierfür an Technick und Ballkontrolle mangelt.

Als LV oder als linker Schienenspieler ist er schon gut aufgehoben...

Tor: Schwollow (Flekken)
Abwehr: Rosier (Kübler) - Lienhart (Gulde) - Heintz (K. Schlotterbeck) - Günter (Itter)
Def. Mittemfeld: Koch (Franz, Gondorf) - Höfler (Abrashi)
Off. Mittelfeld: Schmid (Ravet, Borello) - Sallai (Kath)
Sturm: Waldschmidt - Petersen (Höler, Kleindienst)

Wenn der Schmid Transfer demnächst verkündet und Rosier nach der Relegation von Dijon verpflichtet wird (hoffen wir mal) dann ist da schonmal ein sehr gutes Gerüst finde ich.

Abgänge: Niederlechner(fix), Haberer, Stenzel, Terrazino
Pot. Abgänge: Schwollow, Ravet, Gondorf, Kath, Koch
Mögliche Leihe: Borello, Kath, Kleindienst

Der defensive Kader wäre somit komplett.

Offene Kader Baustellen: je nachdem wie man mit Kath, Borello und Ravet plant, braucht man für die offensive noch Verstärkung, aber eher Richtung Perspektiv, Rotstionsspieler. Da mit Sallai, Schmid, Waldschmidt und Petersen die erste Reihe eigentlich schon komplett wäre.
Nützlich wäre hier ein oder zwei Allrounder die Vorne und auf den Außen einzusetzen sind.

Und dann wäre da noch die Frage ob man sich fürs ZM einen richtig starken Spieler holt. Denke hier steht und fällt alles mit dem Markt. Sollte das geschehen wird es für Gondorf ziemlich dünn dort.
Denke nicht das man Höfler, Franz oder Abrashi abgeben wird.
This contribution was last edited by Grimes777 on May 28, 2019 at 7:37 PM hours

Mal eine Frage in die Runde, mit der ich mich zuletzt gedanklich beschäftigt habe, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
Die Freiburger Top-Talente, die zuletzt teils für sehr hohe Ablösesummen den Klub verlassen haben und somit auch einen finanziellen Mehrwert erbracht haben, sind leider in der Fremde bislang eher "gescheitert". Ich denke da speziell an einen Philipp und Söyüncü, immerhin die Rekordabgänge - aber auch Grifo fällt in diese Kategorie.
Wir sind als Klub auf hohe Ablösen angewiesen. Kann das "Scheitern" dieser Spieler dazu führen, dass bei künftigen Transfers die aufnehmenden Vereine kritischer sind, nach dem Motto "Der ist zwar in Freiburg klasse, aber außerhalb wird aus denen fast nie was..."? Letztendlich könnte sich diese Argumentation dann doch auch im ("inflationsbereinigten") Kaufpreis niederschlagen.