31. Spieltag: SSV Jahn Regensburg - Hamburger SV

„Hier dreht ein Mittfünfziger mit HSV-Käppi Runden in einem verkehrsberuhigten Kreisel auf seinem Rad, dabei schüttelt er nur noch den Kopf und schlägt, dann und wann, fast zärtlich gegen die Lenkradstange, worauf die alte Klingel träg indirekt bimmelt“ - Saša Stanišić, 21.6.2020 nach Heidenheim

April 2021, es geht aufs Saisonende zu und der HSV ist mal wieder ein Fall für den Dramatiker. Man ist es als Fan ja leidlich gewohnt, aber trotzdem schafft unser Verein zielsicher Jahr für Jahr nochmal einen drauf zu setzen, wenn es darum geht die durch vielversprechende Leistungen vorsichtig erzeugte Hoffnung mit dem Vorschlaghammer wieder zu zertrümmern. Wähnte sich nach einem der besten HSV-Spiele der letzten Jahre gegen Heidenheim wohl selbst der größte Pessimist innerlich auf gutem Weg, schafft es der Club nur einen Monat später so am Boden zu liegen, dass man sich selbst als eigentlich positiv gestimmter Fan fragt, ob das Team überhaupt noch Punkte holt in dieser Saison.

2019 war es Darmstadt, 2020 Heidenheim, dieses Jahr scheint Hannover der K.o. für den HSV gewesen zu sein. Scheint. Denn noch ist die Saison ja eigentlich nicht vorbei und das Restprogramm unseres Clubs eigentlich durchaus machbar. Scheinbar jedenfalls.
Ich hatte das „Glück“ das Spiel gegen Sandhausen nicht sehen zu können, deshalb erspare ich gerne jedem den Rückblick. Dafür habe ich diese Woche Bremen gegen Mainz gesehen und anhand der riesen Rucksäcke der Bremer-Spieler kann ich mir gut vorstellen wie der HSV in Sandhausen über den Platz geschlichen ist. Nur so viel: Natürlich darf man auch mal gegen Abstiegskandidaten unglücklich verlieren, aber sich im Aufstiegskampf in so einem Spiel eine Halbzeit lang vom Gegner an die Wand spielen zu lassen, das ist inakzeptabel, Druck und Angst hin oder her. Von dem her sehe ich da jetzt auch nicht uns Fans in der Pflicht, das Team zu motivieren, es aufzurichten. Ne, das Porzellan ist diese Saison spätestens seit Donnerstag zerschlagen. Vielleicht kann man es nochmal notdürftig richten, aber da sind jetzt Team und Trainer selber gefordert. Immerhin muss jetzt auch niemand mehr Angst haben, dass das Porzellan runterfällt, vielleicht spielt es sich ja so etwas befreiter…

5 Spiele noch – und wenn man ehrlich ist, würde der HSV da wohl 12-15 Punkte holen müssen, um im Aufstiegskampf noch mitreden zu können. Ansonsten müsste mindestens ein Konkurrent nochmal ebenso einbrechen und das sehe ich momentan noch nicht wirklich. Deshalb, Respekt an jeden, der noch an 5 Siege dieses HSVs glaubt, ich tu’s nicht mehr, so ehrlich muss ich sein angesichts von mageren 14 Punkten (3 Siege!) in den bisherigen 12 Rückrundenspielen. Ich folge da wohl mittlerweile eher dem (Selbstschutz-?) Mechanismus des ein oder anderen Users hier, sich damit abzufinden, dass immerhin Gegner-technisch die nächste zweite Liga-Saison so interessant sein dürfte wie keine zuvor.

14 Punkte, so viel holte auch unser morgiger Gegner in der Rückrunde. Allerdings ist der Jahn aus Regensburg deutlich stabiler unterwegs, 16 waren es zum selben Zeitpunkt der Hinrunde. Bedeutet in der Summe momentan Platz 14 mit 34 Punkten, 6 Punkte vor Platz 16, wobei Sandhausen ein Spiel weniger hat. Dabei hat das Team von Mersad Selimbegovic gerade mal zwei Tore mehr kassiert als der HSV (39), allerdings bedeuten 30 geschossene Tore auch gerade mal Platz 16. Zuletzt waren wohl auch defensiv ein paar Geschenke für den Gegner dabei, so dass nach zwei recht deutlichen Pleiten gegen Heidenheim und Hannover die Stimmung im Jahn-Forum ähnlich pessimistisch ist wie hier. Zuhause ist der Jahn etwas stärker als auswärts (1.33 zu 1.0 Punkte) und gegen den HSV sieht die Heimbilanz sogar richtig gut aus: 2019 drehte der Jahn nach Gelb-Rot für Mangala das Spiel zu einem 2:1-Sieg, letzte Saison glichen sie noch spät zum 2:2 aus, nachdem der HSV zu vor das Spiel gedreht hatte. Umso wichtiger wäre es aus HSV-Sicht also morgen für eine Premiere zu sorgen und endlich mal dreifach an der Donau zu punkten.

Es ist ja ehrenhaft, dass der HSV fair an alle Teams aus dem Keller die 3er verteilen zu wollen scheint – familiär bin ich Regensburg auch verbunden, wünsche dem Jahn daher sonst den Klassenerhalt, und mag auch das Gros der restlichen Teams da unten drin. Trotzdem sollte die Zeit der Geschenke an den Gegner aus HSV-Sicht morgen ein für alle Mal zu Ende sein. In so einem Spiel muss das Ziel 3 Punkte sein, egal wie verkorkst die Saison gerade sonst läuft. Und dabei wird auch eine andere Einstellung nötig sein als zuletzt, den Mersad Selimbegovic kündigte bereits aggressives Anlaufen und schnelles Umschalten an, womit der HSV zuletzt riesige Probleme hatte. Der HSV und Daniel Thioune sollten also dringend die Bissigkeit aus dem Heidenheim-Spiel so gut wie möglich zurückerobern, sonst wird es schwer mit der Trendwende.

Beim Jahn fehlen mit Stolze, Beste, George und Nachreiner wichtige Spieler. Insbesondere mit den ersten drei genannten hatte der HSV auch gerne mal seine Probleme. Mit Kennedy und Vrenezi sind weitere Leistungsträger zumindest fraglich. Mit dabei sein dürften dagegen HSV-Leihgabe Aaron Opoku, der sich in Regensburg anders als erhofft noch nicht so wirklich durchsetzen konnte, sowie Christoph Moritz. Torwart Alexander Meyer und Offensiv-Mann Jan-Marc Schneider haben ebenfalls HSV-Vergangenheit.

Beim HSV dürfte lediglich Bakery Jatta fraglich sein, ansonsten hat Daniel Thioune die volle Kapelle zur Auswahl und ist dabei gut beraten, seine erste 11 besser auszuwählen als im Spiel in Sandhausen. Ich schätze, dass er wieder auf Viererkette umstellen wird, so dass Heyer das zuletzt bedenklich schwächelnde Zentrale Mittelfeld verstärken kann, während Leistner oder Van Drongelen in die IV rücken dürften. Auch Tim Leibold dürfte wieder auf seiner angestammten LV-Position zu finden sein. Ebenso dürften Jeremy Dudziak und Manuel Wintzheimer Startelf-Kandidaten sein. Ich gehe jedenfalls von einigen Umstellungen aus. Immerhin: Simon Terodde scheint gegen den Jahn besonders gerne zu treffen, wäre ihm zu wünschen, dass er endlich wieder den Bann brechen kann. Seine Torbilanz, 17 in der Hinrunde, gerade mal 3 in der bisherigen Rückserie stehen nämlich irgendwo sinnbildlich für die letzten Wochen HSV.

Es ist nicht leicht HSV-Fan zu sein. Immer wenn man denkt, schlimmer geht’s nimmer, wenn man hofft, dieses Mal sollte es doch was werden, dann kann man sicher sein, von der Mannschaft eines Besseren belehrt zu werden. Deswegen ist es glaube ich bei allem Ärger auch gerade in dieser Corona-Zeit, wo man nicht so leicht den Frust abreagieren kann wie sonst, weil man zuhause sitzt statt mit Freunden zusammen leiden zu können, wichtig, nicht zu vergessen, was Fußball am Ende ist: Eine schöne Nebensache. Die einen mitnehmen darf. Die einen aber nicht fertig machen und zu nahe gehen soll. Draußen ist es schön (zumindest hier in Süddeutschland), lasst den Fußball Fußball sein und nicht alles bestimmen. Szenen wie diese Woche in Schalke will ich hier nicht sehen, selbst wenn unser Team noch alles verlieren sollte.

Wir sind ja trotz allem nicht das einzige Team mit derart leidgeprüftem Anhang. Und siehe da, manchmal gibt es dann doch auch mal positives, wenn man eigentlich nicht mehr richtig dran glaubt, ein paar Beispiele?

Nun da wäre erstens unser Nordrivale aus Bremen: Am 33. Spieltag letzte Saison verliert Werder das Alles-oder-nichts-Spiel gegen Mainz mit 1:3. Die Lage erscheint mit Platz 17 und zwei Punkten auf den 16. Düsseldorf aussichtlos zu sein und die Fans sind gedanklich schon abgestiegen. Trotzdem gewinnt Werder am 34. Spieltag gegen indisponierte Kölner aus dem Nichts 6:1 und rettet sich noch über die Relegation, weil Düsseldorf patzt.
Oder wie wäre es zweitens mit dem VfB: Letzte Saison patzen die Schwaben erst beim 0:0 gegen Osnabrück und verlieren dann am 31. Spieltag auch noch das Derby gegen den KSC mit 1:2. Die Stimmung ist im Keller, viele sind sich sicher, dass es auf Platz 4 hinauslaufen wird, weil die Angst der jungen Spieler zu groß ist. Stattdessen ballert sich das Team gegen Sandhausen mit 5:1 den Frust von der Seele, schießt danach den Club mit 6:0 ab und steigt am Ende als 2. auf, während wir unten bleiben müssen.
Oder drittens, die 60er hier aus München: Jahrelang mussten sie dank Minus-Leistungen auf dem Rasen und Investor-Ärger am Seitenrand ähnlich wie wir den Spott der Republik über sich ergehen lassen bis als Tiefpunkt der Absturz in die Regionalliga erfolgt. Aber das Team schafft auf einmal den Turn-Around. Mittlerweile ist man in Liga 3 und nachdem man diese Saison vor 5 Spieltagen noch 9 Punkte von den Aufstiegsplätzen weg war, ist man nun nach dem 34. Spieltag auf Platz 3 mit zwei Punkten Rückstand auf Ingolstadt und kratzt am Aufstieg zurück in die zweite Liga.

Und weil du, lieber Leser, der du bis hier gekommen bist, es offensichtlich – genau wie ich – eben doch nicht lassen kannst, weil du halt am Ende des Tages Fan dieses Vereins bist, egal was dafür zurückkommt, kann ich nur sagen: Es wird auch hier nächste Saison noch Fußball gespielt, mit 11 Mann auf dem Platz, mit einem Trainer an der Seitenlinie, ja vielleicht sogar wieder mit ein paar Fans im Stadion, egal ob in Dresden, in Freiburg oder im Volkspark. Als Fans sind wir dabei. Und: Vielleicht überrascht uns der HSV bis dahin ja tatsächlich auch mal wieder positiv! Und sonst: Fassunglos Radfahren und Klingeln, oder was auch immer!

In diesem Sinne: Nur der HSV!

Ui, mal Erster?

Edit:
"Erster", in der Winterpause für den HSV auch machbar, zum Sommer hin geht es dann immer runter auf 4.
Kiel oder Fürth müssten noch 2x patzen und der HSV wohl alles gewinnen.
(Demirbay in "Köln-Nord" auf der Sechs, eben gehört. Der war mal..)

Morgen wird es bestimmt wieder Tore geben, langweilig wird es eher nicht.
Für wen es "gut" wird, eher ungewiss.
Wintzheimer mal als Stürmer von Beginn an.
Viele der "Unmotivierten" oder wie auch immer man das bezeichnen mag, können nicht alle auf die Bank.
Als Zeichen daher den Kapitän dahin.
This contribution was last edited by uliHSV on Apr 24, 2021 at 5:41 PM hours

Der Aufstieg ist wohl weg, jetzt darf es trotzdem keine Experimente mehr geben.
Klare Viererkette. Leibold , Kittel, Dudziak über die linke Seite.
Rechts offensiv Baka wenn möglich, ansonsten Heil oder Narey. Aber keine Experimente wie in Sandhausen.
Für Thioune allerletzte Chance, noch ein Sandhausen oder Würzburg und er ist fällig. Bei beiden Spielen hatte er durch katastrophale Aufstellungen einen Anteil an den Niederlagen.

Gjasula und Kinsombi würde ich nicht mal einen Kaderplatz geben. Eine Frechheit was die beiden diese Saison abliefern, dazu beide vom Tempo her nicht für den Profifußball geeignet.

Ganz vergessen im ersten Post :
Schöne Eröffnung.
Da war der Bonus wohl dabei, das Spiel am Donnerstag nicht gesehen zu haben

Habe ich es nicht mitbekommen, oder gibt es vor dem Spiel gegen Regensburg keine obligatorische Spieltags-Pressekonferenz vom HSV?

Ich denke die fällt aus da die Mannschaft im Hotel in Herzogenaurach ist und nicht in HH.

Gerne so.

......und gerne ausnahmsweise auch mal mit Laufbereitschaft und Körpereinsatz.

......und sehr gerne auch mal die offensiven Außenbahnen halten.

Ich möchte einfach wieder mal sehen, dass die Jungs ihr Gehalt "verdienen".

Laufen, kämpfen, sich bemühen.....................würde mir...................nicht reichen.

Es ist Zeit die Punkte zu liefern, welche man sooooo leichtsinnig weggeworfen hat.

Naja, die letzten PK`s haben auch ausschliesslich Virtuell stattgefunden.
Haben die in Herzogenaurach kein Internet?

Herzogenaurach kann man als ländliche Region durchgehen lassen, da ist es ja nicht weit her mit schnellem Internet.

Spaß beiseite.
Mir fällt kein andere Grund ein. Die kurze Zeit zwischen den Spielen kann es nicht sein. In der Hinrunde lagen zwischen D98 und SVS auch nur zwei freie Tage und es gab eine PK.

Manchmal erwische ich mich auch wie ich Gjasula die nötige Intelligenz abspreche.
Fand das letztes Jahr schon echt grenzwertig und peinlich wie er sich offensichtlich die Karte zum Rekord bezüglich gelber Karten abgeholt hat.
Und das führt er nahtlos so weiter. Stichwort Heimspiel gegen Darmstadt.
Was soll das?

Da versucht jemand einfach krampfhaft auf diese Verunglimpfungen wegen des Helmes zu reagieren und sich selber ein gewisses Image aufzubauen.
Und unter sowas leidet dann die Truppe.

Es muss fünf Mal gewonnen werden, ganz klar. 12 Punkte werden wohl nicht reichen.
Sollte der Ballast jetzt bei der Mannschaft abgeworfen werden können, halte ich 5 Siege für absolut realistisch.

Mein Gott, Terodde,Dudziak,Kittel,Leibold...also bei allem Respekt aber solche Spieler müssen sich doch jetzt Mal an die Birne packen, sich zusammensetzen und dann jetzt Mal wirklich 90 Minuten Knallgas.

Und wenn es 5:0 steht, trotzdem weiter machen.
Gierig sein, aggressiv und fokussiert.
Wenn es dann nicht klappt, scheiße. Aber dieses Rumgeiere ist nicht mehr zu entschuldigen.
Auch nicht mit Angst, Druck oder Nervosität.
Sonst ist das Profigeschäft zumindest von der psychischen Komponente einfach nichts für die Jungs.